[
Aus dem Internet enthoben @
http://www.humanist.de/geschichte/euthanasie.html
]
Die
Innere Mission und ihre Rolle bei der Zwangssterilisation und den
nationalsozialistischen Krankenmorden
Das
Beispiel "Oberer Riedhof" in Ulm
Vortrag
von Dr. Walter Wuttke
gehalten
am 19.10.99 um in der Volkshochschule Ulm
[Info(
Artikel aus der Badischen Zeitung vom 30.09.98 über das Thema)]
Lesevortrag
Ich
halte einen Vortrag über die Innere Mission und deren Diakone in
der Ulmer Landesfürsorge-Anstalt "Oberer Riedhof" in
der NS-Zeit.
Die Diakone waren männliche Mitarbeiter der
Inneren Mission der evangelischen Kirche. Im Riedhof waren in den
30er Jahren ungefähr 330 Pfleglinge untergebracht. Ein Drittel
davon waren geisteskranke Menschen. Sie mußten nicht in einer
psychiatrischen Klinik untergebracht werden, sondern konnten in einer
halboffenen Anstalt leben. Die Landesfürsorgeanstalten waren
außerdem erheblich billiger.
Von den Geisteskranken im
Riedhof wurden 30 Menschen mit der Zwangssterilisierung bestraft. 58
Menschen wurden im Rahmen der sog. "Euthanasie"-Aktion in
Grafeneck ermordet.
Wie verhielten sich die Diakone auf dem
Riedhof zur Sterilisierung und zur Tötung "ihrer"
Patienten?
Ich muß zuvor noch eine Anmerkung zu der
Forschungslage machen. Die beiden zentralen Behörden, der
Landesfürsorgeverband in Stuttgart und das Gesundheitsamt in Ulm
wurden Ende 44 weitgehend zerstört. Es gibt keine fortlaufende
Überlieferung über den Riedhof. Ich habe versucht aus
anderen Quellen die Informationen zu ermitteln, die nötig sind,
um die Anstalt zum Leben zu erwecken.
Die
Innere Mission
Die Innere Mission feierte im letzten Jahr ihr
150-jähriges Bestehen. Sie wurde 1848 von dem Hamburger
Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881) gegründet. [1]
Im gleichen Jahr war das "Kommunistische Manifest"
erschienen. Wichern schrieb ein Pamphlet mit der Überschrift
"Kommunismus und die Hülfe gegen ihn". Der Kommunismus
ist eine "finstere" (S. 96), "unsittliche" (S.89)
"Macht",eine "Mißgeburt" (S. 95), eine
"Seuche" (S. 100), die die von "Gott eingesetze
Obrigkeit" und die Kirchen zerstören will. Den Arbeitern,
die der Kirche fernstehen, "muß das Evangelium" von
"Straßenpredigern" nahegebracht werden. Den
Verführten müssen die Augen "über den Betrug"
der Kommunisten geöffnet werden. Unsere Arbeit muß den
"unteren und untersten" Schichten der Proletarier gehören
(S. 93). "Der Kern der Hilfe" muß nach Wichern, "in
der Stärkung des Sittlichen" (S. 96) liegen. Sein Programm
richtete sich gegen die politische Emanzipation der Arbeiter.
[2]
Wichern
schlug deshalb der evangelischen Kirche vor, sich zur religiösen
Befriedigung der Armen auf sozialem und kulturellem Gebiet enger
zusammenzuschließen. Die Diakone wurden in den "Brüderhäusern"
ausbildet. Danach arbeiteten sie in allen Zweigen der offenen und
geschlossenen Fürsorge oder im Krankenhaus. Sie blieben mit dem
"Brüderhaus", dem sie angehörten, zeitlebens
verbunden.
Die Diakone, die im Riedhof arbeiteten, kamen vom
Brüderhaus "Karlshöhe" in Ludwigsburg.
Die
Innere Mission hat das "Gesetz zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses" (GzVeN) "freudig"
[3] begrüßt. Ihre Fürsorge war
gegen Ende der Weimarer Republik rassistisch ausgelegt. [4]
Man glaubte, daß die biologische Auslese die Menschen auch
sozial und moralisch verbessern könne.
Von der
evangelischen Kirche wurde die Sterilisation nicht in dem Maße
beachtet, wie sie es verdient hätte. Das zeigte sich später
an den Krankenmorden. Sie wurden nicht zu einem wirklichem
Streitpunkt zwischen Staat und Kirche. Die Innere Mission war zwar
gegen die Krankenmorde. Nachdem man aber das Sterilisierungsgesetz
begrüßt hatte, fehlten, entscheidende Argumente gegen die
"Euthanasie".
Die Kirche hätte vor den
Krankenmorden "aufschreien müssen", wie einer ihrer
Kritiker meinte [5].
Das tat aber sie nicht.
Der
Obere Riedhof
Der "Obere Riedhof" wurde 1893 eröffnet.
Die Anstalt arbeitete von Anfang an mit der Brüderanstalt
Karlshöhe in Ludwigsburg zusammen. Die Krankenpfleger und die
Gärtner kamen von der Karlshöhe. [6]
Prägend für die Anstalt war deshalb eine
strenge, religiös ausgerichte Hausordung. Die Insassen mußten
arbeiten, soweit sie irgendwie [7]
arbeitsfähig waren.
Der
Anstaltsinspektor
Die Leitung der Anstalt hatte Robert Herschlein [8],
der am 1.5.33 in der NSDAP war. Er beging nach dem Krieg
Selbstmord.
Herschlein war mit den Diakonen zufrieden. Sie
verrichteten ihre Arbeit "mit Eifer und Hingabe". Einen
Diakon betrachtete er aber als einen "glatte(n) Versager in
allen Stücken. Er ist nicht nur bequem, sondern auch grob und
unsauber". [9]
Die
Evangelische Kirche
In der Weimarer Repuplik war die evangelische Kirche
nationalistisch eingestellt. Anstatt die Demokratie zu begrüßen,
war der 8. November 1918 als "Umsturz"[10]
und als "großes Unglück"[11]
empfunden worden. Nach wie vor war das Freidenkertum, der Kommunismus
und Sozialimus die eigentliche Gefahr. Das waren dieselben Lehren ,
die schon vor 150 Jahren als Ursache ausgemacht waren, die Arbeiter
verseucht und die Entchristlichung der Gesellschaft verschuldet zu
haben. "Nicht neue Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme
brächten die Lösung der sozialen Frage, sondern die
Anerkennung des christlichen Sittengesetzes"[12]
, hieß es damals.
1933 "herrschte" zwischen
dem NS-Regime und weiten Kreisen der Kirche "eine weitgehende
Übereinstimmung in den diktatorischen Prinzipien der
Gesellschaftpolitik", wie Michael Häusler meinte, der über
die Diakone ein sehr wichtiges Buch geschrieben hat. [13]
Wie der NS-Staat sah die Innere Mission
ihre eigentliche Aufgabe darin, auf sozialem Gebiet "die
nationale und sittliche Erhebung"[14]
zu fördern. "Die undeutsche und
widerchristliche Epoche des Marxismus ist vergangen. Sie hat unsere
Arbeit" in vielfältiger Weise "gehemmt und gelähmt,
ja oft bekämpft", wie es nach den März-Wahlen 1933
hieß.[15]
Die
Diakone sollten die "SA Jesu Christi" werden. "Das
schmucke braue Hemd" und das "Dröhnen der schweren
Stiefel"[16]
sollte die Diakone begeistern. Zum 100 Geburtstag der Brüderanstalt
"Rauhes Haus" in Hamburg, in der Wichern gewirkt hatte,
sagte ein Redner zu den Diakonen:
"Wir grüßen
Euch alle als die SA Jesu Christi und die SS der Kirche".
"Evangelische Diakonie und Nationalsozialimus gehören
zusammen. Der echte Nationalsozialist ist Protestant und der echte
Protestant ist Nationalsozialist."
[17]
Der Leiter von Bethel habe einmal
gesagt, das für die Diakonenausbildung die "blaue Schürze"
verlangt werden müsse. "Aber zu der blauen Schürze
gehört das braune Hemd." [18]
Ende
1933 änderte sich die Zustimmung der evangelischen Kirche zum
Nationalsozialismus. Das hatte mit dem Kirchenkampf zu tun, nicht
mit den Maßnahmen gegen die Behinderten.
Diakone
in der Karlshöhe
Die Karlshöher Diakone wollten, wie es heißt,
"am Aufbau des Staates mithelfen" und "positiv zum
Volke" stehen[19]
. "Brüder", auch der anderen Diakonen-Anstalten, waren
ohne Zwang, freiwillig, wie Häusler bemerkt, Mitglieder in fast
allen NSDAP-Organisationen geworden. Der Leiter der Karlshöhe,
der in Ulm geboren wurde, fordete, daß die jungen Brüder
SA-Mitglieder werden[20].
Die Diakone konnten "in der SA durch Strammheit und
Zuverlässigkeit" darlegen, daß sie "echte Jünger
Jesu" sind, "auf die man sich in jeder Beziehung verlassen
kann"[21].
Die Mitgliedschaft in der SS war nicht erlaubt; sie kam einem
freiwilligen Austritt gleich[22].
Die
Diakone im Riedhof
Von 12 Diakonen, die verschieden lang während des
Dritten Reiches auf dem Riedhof arbeiteten, waren 5 in der NSDAP, 2
waren vorübergehend in der SA. Von einem SA-Mann, von dem ein
Bild erhalten ist, gibt es einen Bericht:
Er sagte, daß
der leitende Krankenpfleger "ein Erzpietist" sei. "Bei
dem war ich schlecht angesehen, weil ich nicht" in die
Bibelstunde der Altpietisten ging. Er schilderte den Tag der
Machtergreifung im Riedhof "mit gemischten Gefühlen".
Es mußte an diesem Tag geflaggt werden. "Ich hisste die
schwarz-weiß-rote Flagge." [23]
Die Diakone waren mit gemischten Gefühlen
auf den Riedhof gekommen.
Ein Diakon hat in einem Brief an
den Leiter der Karlshöhe geschrieben, warum ausgerechnet er an
die geisteskranken Pfleglinge geraten "mußte". Er
änderte später seine Meinung:
"O, diese
Menschen sind wie Kinder, die eine Mutter brauchen. Wie hängen
diese Männer an ihrem Pfleger". "Als ich aus dem
Urlaub zurückkam, wollte mir jeder zuerst die Hand drücken."
"Sollte einem da nicht das Herz brennen, an solchen Menschen
arbeiten zu dürfen. Ich muß es aufrichtig sagen, daß
es mir" schwer fallen "wird, wenn ich mich von ihnen
trennen muß".[24]
Kompliziert
war das Verhältnis der Diakone in der Anstalt untereinander. Es
gab erhebliche Schwierigkeiten und Reibereien, ich meine hin und
wieder sogar Feindschaft, zwischen den jüngeren und den älteren
Diakonen. Die älteren Diakone waren der Gärtner Ludwig
Seith und der Krankenpfleger Karl Baumann, die miteinander befreundet
waren. [25]
Ein jüngerer Diakon schrieb an die
Karlshöhe, daß er Seith und Baumann "liebe und
schätze". "Doch muß ich auch gestehen, daß
ich manchmal die älteren Brüder nicht mehr verstehe. Ich
will nicht klagen, doch manches mal" haben sie "mir schon
sehr weh getan".[26]
Die jüngeren Diakone meiden Seith und Baumann
"mehr oder weniger".[27]
Das
wird von Ludwig Seith bestätigt. Richtig gehaßt, wie ich
meine, hat Karl Baumann einen jüngeren Diakon. Der Diakon hatte
auf einem Ausflug mit dem Motorrad einen Radfahrer zu Tode gefahren.
Die Pfleglinge beschwerten sich beim Grimmelfinniger Pfarrer über
den Diakon.
"Mir wäre es sehr lieb", so
Baumann, "wenn Bruder D. bald wegkommen würde." Er
besucht die Wirtshäuser und sagt die "Unwahrheit. Ein
solcher Mensch ist für die I.M. nicht mehr brauchbar".
[28]
Ludwig
Seith
Ludwig Seith, geb. 1887, war seit 1914 als Gärtner
auf dem Riedhof. Er war verheiratet mit einer Tochter des früheren
Anstaltsleiters Ludwig Schaal. Seine Frau war Köchin.
Als
Seith in einer kommunistischen Zeitschrift als "arm im Geiste"
bezeichnet wird und die Küche als unhygienisch charakterisiert
wird, schrieb er einen bitterbösen Bericht an die Karlshöhe.
Der Leiter des Riedhofes entzöge sich "immer mehr" der
Verantwortung. Er geht "unangenehmen", "öffentlichen
Angriffen aus dem Wege". "Wer ein öffentliches Amt
hat, darf seine Person nicht lieben"
[29], so meinte Seith.
Zu den Pfleglingen
hatte er ein kühles Verhältnis gehabt. Er erkennt ihre
"Fähigkeiten"[30]
zwar an, aber es braucht viel "Selbstverleugung und Geduld"[31],
um mit ihnen zu arbeiten.
Immer wieder hat Seith betont, daß
er mit der evangelischen Kirche und dem Diakonenverband uneins sei.
Zwang sei "unevangelisch". Die "Freiheit des Gewissen"
vor Gott, aber nicht vor dem Führer, sei für ihn
maßgeblich. [32]
Konsequenterweise
hat er am 29.3.1936 nicht gewählt. An den Leiter der "Karlshöhe"
schreibt er 2 Tage nach der Reichstags-Wahl:
"Schon
länger wollte ich mit der Wählerei" Schluß
machen, da es "meiner Überzeugung" zuwiderläuft.
"In den letzten Jahren hatte ich nicht den Mut und die Freiheit,
diese meine Überzeugung durchzuführen." "Durch
verschiedene Begebenheiten wurde mir klar, daß ich mich zu
meiner Überzeugung bekennen muß, und nicht um Brots oder
irdischen Gewinns willen meine innere Freiheit verkaufen darf. Meine
Losung ist: diesem Zeitgeist keine Zugeständnisse zu machen,
sondern Gott und Christus "mein ganzes Vertrauen schenken".
Es ist keine leichte Sache, gegen den Storm zu schwimmen und sich
abseits von seinem Volk" zu stellen. "Nicht die politische
Motivation ist für mich treibend, sondern mein an Gott
gebundenes Gewissen".
[33]
Er wurde fristlos entlassen. Seith
machte sich als Gärtner bei seinem Schwager Eugen Schaal
unmittelbar neben dem Riedhof selbständig.
Karl
Baumann
Karl Baumann war 1878 geboren und kam 1912 als
Krankenpfleger von der Karlshöhe an den Riedhof. Er war
verheiratet; seine Frau, die '33 an Lungentuberkulose starb,
arbeitete auch in der Anstalt als Krankenschwester. [34]
Es gibt leider gibt nicht genügend Unterlagen, die ihn
charakterisieren. Eine Tochter von ihm schrieb 1997:
"Er
verstand seine Tätigkeit auf dem Riedhof als Lebensaufgabe. Sie
wurde ihm oft fast zu schwer". Einmal habe er einen
unabgesandten Brief an die Karlshöhe konzipiert, in der er
sagte, die "Arbeit" in der Anstalt werde ihm "zur
Qual". Er war "sehr religiös". Daß er mit
Kommunisten nichts tun haben wollte, versteht sich von selber. Er war
einer der "erbittersten Gegner" des Nationalsozialismus.
"Von 1933-45 hat er nie mit 'Heil Hitler' gegrüßt
noch je einen Brief so unterschrieben. Eine Mitgliedschaft in der
NSDAP wäre für ihn undenkbar gewesen". Wegen Zahlungen
an die Judenmission wurde er von der Gestapo vorgeladen und verhöhrt.
"Die Sache ging zum Glück ohne Bestrafung aus". "Wir
Kinder wurden streng in die Mangel genommen", wenn wir uns
gegenüber den Pfleglingen etwas zuschulden kommen ließen.
[35]
Von
der KPD wurde er öffentlicht beschimpft. [36]
Das konnte Baumann wegstecken.
Zu der NSDAP, in der er nicht
Mitglied war, mußte er ein anderes Verhältnis suchen. Er
war stellvertretender Anstaltsleiter. Als solcher unterschrieb er hin
und wieder "in Vertretung" mit "Heil Hitler"
[37].
Er war auch während der NS-Zeit stellvertretender
Wahlleiter des Abstimmungsbezirkes Riedhof.[38]
Er wirkte als Sekräter des Arztes Werner Vogelgsang und schrieb
fast alle Krankenakten, die für Geistig-Behindete angelegt
waren. Auch die "Verlegungen"[39]
hat er notiert; unterschrieben waren sie selbstverständlich vom
Arzt . Er war Leichenschauer in Grimmelfingen [40]
und sprach Aussegnung über die Leute, die in die Anatomie nach
Tübingen gingen.[41]
Er predigte alle 14 Tage im Riedhof [42]
und bei anderen Gelegenheiten.[43]
Baumann und Seith hatten zu Herschlein eine
sehr viel kühlere Beziehung als zu seinem Vorgänger Ludwig
Schaal.[44]
Am 1.September 1945 wurde Karl Baumann von der
Militärregierung zum kommissarischen Leiter ernannt.[45]
Er verunglückte tödlich im Juni 1947.[46]
Hermann
Weberruss
Zum Nachfolger von Karl Bauman wurde Hermann Weberruss
ernannt. Weberruss, 1907 geboren, arbeitete von 1930 -1932 und von
1936-1969 in der Anstalt. [47]
Er war verheiratet; seine Frau war Köchin im Riedhof. [48]
Er
war am 1.4.40 in die NSDAP eingetreten, natürlich nur
zwangsweise, wie man das von ihm im Entnazifizierungsverfahren
hörte:
"Der damalige Ortsgruppenleiter" von
Grimmelfingen, "den er als Krankenpfleger zu betreuen hatte",
habe ihm gesagt, daß er seit April '40 Partei-Mitglied sei.
Angesichts der vorrausgehenden "Drohungen", habe er sich
"diesem Gewaltakt fügen müssen". "Den
Beitritt zur NSDAP habe er" selbst "nie erklärt".
Auch die Mitgliedschaft in der SA, der er seit '34 angehörte,
sei aufgrund einer "Aufforderung eines Patienten geschehen".
Aus religiösen Gründen hat Weberruss die SA 1944 wieder
verlassen.[49]
Was
er in Wahrheit über den NS-Staat dachte, geht aus einem Brief
hervor, den er im April '44 an die Karlshöhe schrieb. Er hoffe,
daß "der Krieg bald siegreich zu Ende geht", wenn das
im Moment auch nicht "so günstig aussieht". Er könne
"im Felde" nicht so viel "für den Sieg" tun,
aber er hoffe "das Beste" für den Endsieg.[50]
Hermann Weberruss und Karl Baumann haben im
Riedhof Pfleglinge bei der Zwangssterilisation betreut und waren bei
den Krankenmorden zugegen.
Die
Zwangssterilisation
Nach der Befreiung vom Nationalsozialimus hatte ein
Vertreter der amerikanischen Militärregierung zum
Sterilisationsgesetz gesagt, daß die Unfruchtbarmachung von
geisteskranken Menschen "für ein Kulturvolk"
"unerläßlich" sei. Während des 3. Reiches
sei das Gesetz "bedauerlicherweise in Mißkredit"
geraten.[51]
"Eine breit angelegte Diskussion des Problems" hielten die
Amtsärzte 1950 "für untunlich".
[52]
Im Juni 1933 wurde das Gesetz zur
Verhütung erbkranken Nachwuchses verabschiedet. Bis weit in das
linke Lager hinein war man für das Gesetz. Der Direktor der
Frauenklinik in Tübingen, August Mayer, z.B. erwärmte sich
für die Sterilisierung so sehr, daß er allen Ernstes
vorschlug, in Tübingen ein zentrale Erbgesundheitsklinik zu
errichten.[53]
Das Gesetz trat am 1.Januar '34 in Kraft.
Es besagte, daß geistig Behinderte und psychisch kranke
Patienten gezwungen werden konnten, sich sterilisieren zu lassen.
Freiwillig den Eingriff an sich vorzunehmen zu lassen, wollten nur
wenige.
Bereits gegen Ende der Weimarer Republik war
beschlossen worden, ein Sterilisierungsgesetz zu verabschieden, wenn
auch auf freiwilliger Basis. Es war für Politiker, Professoren
aller Fachrichtungen, Rassenhygieniker und Ärzte kein Problem
von der freiwillligen Unfruchtbarmachung auf die zwangsweise Regelung
im 3. Reich umzuschwenken.
Alle Ärzte und Hebammen waren
verpflichtet, ihre "erbkranken" Patienten dem Amtsarzt zu
melden. D.h.: der Amtsarzt hatte einem ungeheuren Machtzuwachs
erhalten. [54]
Insgesamt wurden ca. 360 000 Menschen zu dem Eingriff genötigt.
[55] In
Württemberg waren es ungefähr 12.000 Frauen und
Männer.[56]
Die
Innere Mission und das GzVeN
Von den evangelischen Anstalten der Inneren Mission
wurden mit Sichheit 2922 Menschen unfruchtbar gemacht; die Gesamtzahl
ist erheblich höher. [57]
Die Mehrzahl der Anstaltsleiter, die autoritär über
"ihre" Insassen und Angestellten verfügten, waren für
das Gesetz, natürlich einzig und allein "Gott"
zuliebe. Erbkrankheiten waren, wie alle Krankheiten, als Abkehr von
Gott und als Sünde verstanden worden.[58]
Erbkranke Menschen waren in bestimmten evangelischen Kreisen
"After-schöpfung".[59]
Die Innere Mission glaubte, daß sie nicht nur das Recht hatte ,
sondern die sittliche Pflicht zur Sterilisation aus Nächstenliebe"
mit dem Erbkranken und aus "Verantwortung" für
künftige Generationen.[60]
Der Enkel des Begründers der Inneren
Mission Heinrich Wichern, Arzt in Bielefeld, Mitglied der Bekennenden
Kirche, verstieg sich zu der Auffassung, daß die
"bolschewistischen Bewegung" "ungewöhnlich stark"
mit Schwachsinnigen belastet sei. Er fordete deshalb die Innere
Mission dazu auf, durch die Sterilisierung dieser Gruppe, "Gottes
Acker" vom "Unkraut zu säubern".[61]
Hans Harmsen
[62]
Bei der Orientierung der Inneren Mission auf eugenische
und rassistische Fragestellungen hat Hans Harmsen die zentrale Rolle
gespielt. Harmsen hält eine "zu weitgehende
Wohlfahrtspflege" beim "gesunden Existenzkampf" für
schädlich.[63]
Er hat 1931 die sog. "minderwertigen Bevölkerungsschichten"
als "Schädlinge" denunziert.
Bei den sog.
"minderwertigen" Menschen, bei sog. "Asozialen"
und sonstigen Randgruppen hielt er die Kostenaufwendungen nicht mehr
für vertretbar. In der Weimarer Zeit hat man aus "humanitären
und sozialistischen Gründen" überflüssiger Weise
diese Gruppe unterstützt.[64]
Sie aus den Anstalten zu entlassen, war unmöglich,
weil sie immer wieder "besonders zeugungswütiges
Erbgut"[65]
(Nowak) der Bevölkerung zuführten. Er fordete deshalb die
Sterilisation.
Als die Nationalsozialisten das Gesetz
verabschiedet hatten, schrieb Harmsen im Auftrage der Inneren Mission
im August 1933: "Das tatkräftige Handeln der neuen"
Regierung "auf dem Gebiet praktischer Bevölkerungspoltik
erfüllt uns mit Dankbarkeit und Freude". [66]
Der
Gedanke der Freiwilligkeit, den er und die Innere Mission vor 1933
zwingend gefordert hatten, erwähnt er überhaupt nicht
mehr.
GzVeN
in Ulm
In der Region Ulm wurden bis zum Dezember 1944 1155
Sterilisationen durchgeführt.[67]
Über 500 Betroffene sind bekannt.[68]
Der Amtsarzt war Eduard Schefold, der von 1880 bis 1958 in Ulm
lebte.
GzVeN
im Riedhof
Schefold war als Vertreter des Staates verantwortlich
für den Riedhof. Jedes Jahr besuchtete er die Anstalt. Er hat
die Pfleglinge des Riedhofs erbbiologisch untersucht und hat als
Gutachter die Unfruchtbarmachung empfohlen [69],
wie er das auch in Ulm tat.
9 Frauen und 21 Männer des
Riedhof wurden unfruchtbar gemacht. 1 Mann hat die Unfruchtbarmachung
selbst beantragt. Der Rest wurde zwangssterilisiert. Das
Gerichtsverfahren, das es zuvor gab, wurde in 15 Fällen im
Riedhof abgehalten, in 15 Fällen im Amtsgericht Ulm. Etwa 15
Minuten dauerte das Verfahren. 3 Betroffene haben sich durch Flucht
dem Gerichtsverfahren entzogen.
3 Personen aus dem "Riedhof"
wurden sterilisiert und dann im Rahmen der "Euthanasie"-Aktion
ermordet.
Robert
Herschlein und das Gesetz
Der Leiter des "Riedhofes" Robert Herschlein
war für die Zwangssterilisation. 1932 hat er in einem Bericht an
den Landesfürsorgeverband geschrieben, daß trotz
"weitgehender Überwachung 3 Frauen schwanger" wurden.
"Einige männliche Pfleglinge scheinen sich überhaupt
nur aus dem Grunde in die Anstalt einweisen zu lassen, um mit unseren
weiblichen Pfleglingen in Verbindung treten zu könen."[70]
1936 forderte er die Heil- und
Pflegeanstalten dazu auf , die Patienten vor der Verlegung in den
Riedhof unfurchtbar zu machen. "Das Verfahren zur
Unfruchtbarmachung" im "Riedhof" z.B. "mache mit
dem geringen" Personal "sehr viele Schwierigkeiten".[71]
Ohne Zweifel dachte er dabei auch an 2
Fälle, die Schwierigkeiten mit dem Gesetz brachten. Einer der
unfruchtbar gemachten Männer hat im Frühjahr 1936 vor Wut
die Scheune angezündet.[72]
Der Mann wurde kurz darauf in die Heil- und Pflegeanstalt Liebenau
"versetzt". Er kam im Juni 1940 nach Schussenried; kurze
Zeit danach wurde er in Grafeneck vergast.[73]
Ebenfalls
1936 starb ein Mann aus der Anstalt an der Folgen der
Unfruchtbarmachung.[74]
Insgesamt mußten in Deutschland 5000 - 6000 Menschen bei der
sinnlosen Operation ihr Leben lassen.[75]
Die
"Karlshöhe" und das Gesetz
Die evangelische Brüderanstalt "Karlshöhe"
war für die Zwangssterilisationen. Der Leiter hat
angemerkt:
"Ich selbst habe festgestellt, daß"
die evangelische Kirche "gottlob in einer anderen Lage" ist
"als die" Katholiken, "die durch eine Verfügung
des Papstes verhindert sind, an der Durchfuhrung des Gesetzes
mitzuwirken." "Ich habe es ausdrücklich ausgesprochen,
daß wir uns freuen, daß wir mit gutem Gewissen" an
dem Gesetz "mitarbeiten können". "Gut und
notwendig" sei das "für unser Volk".[76]
Die
geistig behinderten Menschen im Riedhof hatten also überhaupt
keine Chance, der Unfruchtbarmachung zu entgehen.
Diakone
auf dem Riedhof und das Gesetz
12 von den Betroffenen wurden von dem Diakon Baumann
betreut, 3 von dem Diakon Weberruss. Sie wurden pflegschaftlich
betreut, weil sie ihre Belange nicht wahrnehmen konnten. In einem von
der Inneren Mission herausgegebenen Merkblatt für Pfleger wird
betont: "Der Pfleger ist" in allen Dingen "der
Vertreter des Erbkranken". Er "muß sich bewußt
sein, daß das Erbgesundheitsverfahren" in erster Linie
"die Interessen der Volksgemeinschaft" schützen soll
und nicht der Menschen, die unfruchtbar zu machen sind; die
"vielleicht" sogar aus "egoistischen" Gründen
um die Unfruchtbarmachung herumkommen möchten.[77]
Bei einem Mann, der Buchbinder war, hat
Baumann gesagt, daß er mit "Eifer" seine Arbeit
beginne; "aber" er zeige "keine Stetigkeit". Er
sei ein "fanatischer Sprüchemacher" und laufe "schnell
weg". Nicht "einmal ein einfaches Heft" könne "er
richtig binden". Der Pflegling mache sich "gelegentlich"
an das "weibliche Personal" heran.[78]
In
2 Fällen war der Anstaltsleiter Robert Herschlein Betreuer des
Pfleglings. Der Diakon Baumann war als Zeuge geladen. Als Zeuge sagte
er im ersten Fall, daß der Pflegling zum arbeiten "angehalten
werden müsse, sonst gehe er seinen Neigungen zum Zeichnen und
Malen nach". Er sei einmal "von einer Insassin zum
Geschlechtsverkehr" "verführt worden". Der
Beischlaf blieb "aber ohne Folgen".[79]
Im
zweiten Fall war ein leicht schwachsinniger Mann "comb. mit
Arbeitsunlust", wie der Amtsarzt Eduard Schelfold schrieb, zur
Zwangssterilisation verurteilt worden. Der Mann beantwortete die
meisten Fragen auf dem Intelligenzprüfungsbogen richtig.
Schefold meinte, er sei "willenschwach", voller
"Beschränkheit, Arbeitsunlust" und "moralischer
Minderwertigkeit". Er wird von dem Anstaltsleiter als
"Schmutzfink", "renitent", "jähzornig"
und "direkt gefrässig" abgestempelt. "Nachwuchs
von einem derartigen willensschwachen, beschränkt und moralisch
minderwertigen Menschen" ist für Schefold "nicht
erwünscht".
Die Gerichtsverhandlung war im Riedhof.
Befragt, ob er Einwendungen gegen die Unfruchtbarmachung habe,
schweigt der Mann "und sieht nur vor sich hin". Als Zeuge
sprach Karl Baumann ungünstig über 'seinen' Pflegling: Er
müsse zur Arbeit "angetrieben" werden. "Es fehle
ihn an Willenskraft". Er sei faul, obwohl er "Ausläufer"
in die Stadt war, also einen relativ verantwortlichen Posten
hatte.[80]
"Faulheit"
war ein Grund für zwangsweise Unfruchtbarmachung.
Einen
Schritt zuweit ging Amtsarzt Eduard Schefold bei einem schizophrenen
Mann, der ein steifes Hüftgelenk hatte. Gerade die
Sexualphantasien, die der Mann hatte, war für Schefold der
Grund, die Unfruchtbarmachung zu beantragen. In diesem Fall hatte
Hermann Weberruss die Pflegschaft überrnommen. Er sagte, daß
der Pflegling "regelmäßig onaniere". Sein
Hüftgelenk ist so versteift, daß er den Geschlechtsverkehr
gar nicht ausüben könne. Das Gericht folgte Weberruss und
wies den Antrag von Schefold ab.[81]
In
Grafeneck vergast
Von Oktober 1939 an wurden durch die "Euthanasie"-Aktion
ca. 70.000 geistig Behinderte, psychisch Kranke oder alte Menschen
vergast. Die erste Tötungs-Anstalt war Grafeneck. Im August 1941
stoppte man einen Teil der Erwachsenen-"Euthanasie".
Aber
das Morden ging weiter. In den Heil- und Pflegeanstalten wurde es
üblich, daß Menschen durch Eingabe von Medikamenten oder
Entzug der Nahrung [82]
getötet wurden.
Vom April 1941 an wurden auch kranke und
mißliebige KZ-Häftlinge, wie z.B. Homosexuelle oder sog.
"Asoziale", ermordet. Zudem wurden 5.000 geistig-behinderte
Kinder umgebracht. Auch Ulmer Kinder und Erwachsene waren von Tötung
betroffen. Nur Weniges ist darüber bekannt.[83]
Kirche
und Euthanasie
Die Ev. Kirche war im Prinzip dagegen, sich an den
Krankenmorden zu beteiligen. Aber im konkreten Fall war die Kirche zu
unentschlossen, sich mit einer Stimme und öffentlich
zu äußern.
"Lutherisches Obrigkeitsdenken",
das sich dem Staat auch noch dort verpflichtet wußte, wo er
sich an die Krankenmorde heranmachte, hat Kurt Nowak als eines der
Hauptmerkmale der evangelischen Kirche ausgemacht.[84]
Nicht das Lebensrecht der geistig Behinderten war im Vordergrund,
sondern daß die "christliche Liebe" sich an den Irren
"bewähren könne", wie ein Diakon im Karlshöher
Brüderboten (1922) meinte.
Teophil
Wurm
In Württemberg hat der Landesbischof Theophil Wurm
(1868-1953) zu den Krankenmorden Stellung genommen. Wurm hatte trotz
seiner Bedenken große Stücke auf den NS-Staat gesetzt.
1934 war er zur Bekennenden Kirche gestoßen; in ihr gehörte
er dem rechten Flügel an.
Er war gegen die "rote
Flut" der Weimarer Republik.[85]
Er war gegen die übertriebenden "Wohltaten"der
Weimarer Republik.[86]
Er
war für den Austritt aus dem Völkerbund. Die evangelische
Kirche "stellt sich freudig und geschlossen hinter den
Führer".[87]
Er war für die "Heimkehr Österreichs".
Die Gemeinde wolle "vor Gott" treten und ihm danken.[88]
Er war für die "Heimkehr" Böhmens
und Mährens zum deutschen Reich. "Ein neuer Grund, Gott zu
danken".[89]
Als
Hitler 1939 (8.11.39) in München dem Attentat Johann Georg
Elsers entging, richtete er an die Pfarrer einen Aufruf, Gott für
das Leben des Führer zu danken und weiterhin "seine
schützende Hand" über den Führer zu halten."Mit
dem ganzen Volk sind wir tief erschüttert über den
verbrecherischen Anschlag auf das Leben des Führers". Wie
in Grimmelfingen das Gebet aussah, soll hier verlesen
werden:[90]
"Herr
unser Gott, wir gedenken heute besonders unseres Führer und
danken Dir, daß du ihn gnädig vor dem verbrecherischen
Mordanschlag bewahrt hast. Halte deine Hand ferner über ihn und
behüte ihn in allen Gefahren, denen er ausgesetzt ist. Gib ihm
Kraft und Weisheit von dir, daß er unser Volk lenke nach deinem
Willen." "Dir befehlen wir unser Volk und Vaterland.
Schütze und schone unsere Wehrmacht. Nimm die Ausmarschierten
unserer Gemeinde in deine Obhut und laß auch ihre Angehörigen
die Kraft deiner Nähe spüren. Sei du selber unseres Volkes
mächtiger Schutz. Hilf uns in deiner Kraft alle Gefahren [zu]
bestehen, und gib uns, was wir bedürfen, an Leib und Seele."
"Herr neige dein Ohr zu dem Flehen, das aus so vielen Herzen zu
dir emporsteigt. Erhöre uns um deines lieben Sohnes Jesu Christi
willen. Amen."
Wurm war Antisemit.
Wurm war ohne
Zweifel schwer betroffen über die Krankenmorde. In Eingaben
versuchte er die "planmäßige Ausrottung schwacher und
gebrechlicher Volksgenossen"[91]
zu unterbrechen. Er forderte eine "gesetzlich
saubere Lösung".[92]
Am 19.Juli 1940 schickte er einen Protestbrief an den
Reichsinnenminister Frick, der in weiten Kreisen bekannt werden
sollte.[93]
Der Brief schließt mit den Worten: Ich habe geredet und meine
Seele gerettet. Der Brief an Frick blieb unbeantwortet.
Wurm
schrieb im September ein zweiten Brief an ihn: Er wolle wissen, ob
der "Führer" überhaupt von der "Sache"
Kenntnis habe. "Hat er sie gebilligt ?"[94]
Die
Dekanatsämter in Württemberg wies Wurm an, daß die
Pfarrämter bei den Angehörigen der Euthanasieopfer darauf
drängten, beim Reichsinnenminister Druck zu machen.[95]
Wurm wollte öffentlich als Bischof nicht gegen die Krankenmorde
in Erscheinung treten, aber "hinter verschlossenen Türen"[96]
wollte er mit der Macht mauscheln.
Hermann Diem, Pfarrer in
Ebersbach/Fils, nahm gegen Wurm deshalb grundsätzlich Stellung.
Diem hatte eine Urne von einem Geisteskranken zu beerdigen; am Grab
sagte er: "Hier ist ein Mord geschehen". Zu Wurm sagte er
in einem mündlichen Gespäch, "er habe als Bischof sein
Gewissen nicht zu "salvieren". Was der Führer sage,
sei gleichgültig. Vielmehr habe er öffentlich die "Pfarrer
und Gemeinden zu unterrichten" und "ihnen Hilfe zu
leisten", wie sie mit den Krankenmorden umgehen sollten. "Ich
bot ihm an, Material" zu schicken. "Er stimmte zu".
"Aber als ich es ihm brachte, hatte er die Sache mit seinem
Oberkirchenrat besprochen"; Wurm sagte: "Meine Herren sind
nicht dafür".[97]
Am
20. Juli 1944 geriet Wurm wegen des Attentats auf Hitler in
Bedrängnis. Er hatte Kontakte zu den Verschwörern. Aber ihm
passierte nichts. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er: Eine
Anklageschrift wurde vorbereitet, aber Hitler war dagegen. "Wie
bei dem" katholischen Bischof von Galen in Münster, der in
drei Predigten im Sommer '41 gegen die Krankenmorde Stellung genommen
hatte, fürchtete Hitler wohl das große Spektakel eines
"Bischofsprozesses" .[98]
Um
eine öffentliche Stellungnahme hatte ihn Diem 1940 dringend
gebeten. Wurm sollte Pfarrer und Gemeinden öffentlich
über die Krankenmorde unterrichteten. Er tat es 1940 nicht.
Erst 1943, als die Krankenmorde allgemein bekannt waren, hat
er in einer Predigt gesagt: "Haben wir es nicht mit angesehen,
daß das gebrechliche Leben, das sogennante lebensunwerte Leben,
preisgegeben wurde ?" [99]
Gerhardt
Braune
"Um die Glaubwürdigkeit der Kirche und Inneren
Mission"[100]
zu retten, ging Pastor Paul Gerhardt Braune in die
Offensive. Er war Leiter der Anstalt Lobetal, einer Tochteranstalt
von Bethel, und Vizepräsident des Zentral-Ausschusses der
Inneren Mission.
Braune verneinte in jeder Hinsicht das Recht
des Staates auf die Sterilisation behinderter Menschen. Zu Harmsen
sagte er 1933, daß er über die Frage der Sterilisierung
(...) durch keinen Artikel "verdorben" sei. "Es wehrt
sich in mir alles" dagegen.[101]
Braune
verfaßte am 9.7.40 eine Denkschrift gegen die Tötung von
Kranken, die Hitler vorgelegt werden sollte. Diese Denkschrift
unterschrieb Braune alleine, obwohl andere kirchliche Behörden
daran mitarbeiteten.[102]
Das war wieder eine Schwächung der kirchlichen Positionen im
Kampf gegen die Krankenmorde. Der Kernsatz lautete: "Es handelt
sich hier um ein bewußtes planmäßiges Vorgehen zur
Ausmerzung aller derer, die geisteskrank oder gemeinschaftsunfähig
sind".
Vom August bis Ende Oktober 1940 war Braune in
Gestapo-Haft.
Die offizielle Antwort auf Braunes Denkschrift
kam im Oktober (9.10.40) vom Leonhardo Conti, Staatssekretär im
Reichs-Innenministerium. Er bestätigte, daß er mit dem
Präsidenten des Zentralausschusses der Inneren Mission ein
Gespräch hatte. Er habe ihn überzeugt, daß die Aktion
doch eine Rechtsgrundlage hätte, welche jedoch aus
naheliegenden Gründen nicht veröffentlicht worden ist. Der
Präsident hat darauf Conti zugesagt, daß er die
Widerstände bei der Inneren Mission beseitigen würde."[103]
Die
Führung der Inneren Mission hatte sich offensichtlich überzeugen
lassen, mit den staatlichen Stellen über die Krankenmorde zu
reden, statt sie rundum abzulehnen.[104]
Braune wurde sogar zum Vorwurf gemacht, daß
er sich "in dieser Sache" exponiert hätte. "Das
dürfe man nicht tun."[105]
Die
Anstaltsleiter
Das schwächste Glied waren die Beschäftigten
und die Leiter der Anstalten. Sie mußten den Krankenmorden
weitgehend zusehen. Die Anstalten haben ca. 7600 Tote zu beklagen
gehabt.
[106]
Stetten
Die Anstalt Stetten in Württemberg hatte 750
Betten. Bis zum Dezember 1940 wurden 340 Insassen nach Grafeneck
verlegt, das sind ungefähr 45 %. Der Anstaltsleiter
benachrichtigte die Angehörigen von dem ersten Transport.
"Die
Wirkung dieses Schreibens war erschütternd und niederschmetternd
zugleich. Es kamen viele Angehörige, die unter Tränen
Abschied" von ihren Verwandten "nahmen". Nur "wenige
brachten den Mut auf" die Pfleglinge mit nach Hause zu
nehmen.[107]
Bethel
Anders war das zum Beispiel in der Anstalt Bethel bei
Bielefeld und ihrem Leiter Pastor Friedrich von Bodelschwingh. Die
Betheler Anstalt war weltberühmt. Sie hatte 3300
Betten.
Bodelschwingh war ein recht umtriebiger Mann. Er hatte
im In- und Ausland einen überragenden Namen. Von Hitler hat er
gesagt, daß "Gottes Hand" den "gesegneten Mann"
gesandt habe. Er begrüßte bereits 1929 die Eugenik[108]
und 1931 das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.[109]
Drei ehemalige Ärzte Bethels waren maßgebene Gutachter für
Tötung behinderter Menschen.[110]
Als
Bethel im September 1940 von englischen Fliegern angegriffen wurde
und es Tote gab, überschlug sich die Presse über die
Verbrechen der Briten, während zu selben Zeit in Deutschland die
Krankentötung in vollem Gange war.
Bodelschwingh hatte
sich intern gegen die Krankenmorde ausgesprochen. Es gab kaum eine
bedeutende Aktion, in die er nicht eingeweiht war. Aber Bodelschwingh
lehnte eine öffentliche Stellungnahme kategorisch ab. Ein
öffentliches Wort der Kirche könne nur stören. In
seiner Anstalt hatte er Erfolg. Er bekam eine Ausnahmeregelung. Aber
was ist das für ein "Erfolg" gewesen, der die übrigen
Anstalten im Regen läßt ?
Bethel hatte sich bis
August 1940 geweigert, die Meldebögen auszufüllen. Danach
"strebte man eine Sonderregelung an". Der Staat hat im
Prinzip das Recht, "lebensunwertes Leben auszulöschen",
wie Schmuhl in dem Buch die "Ärzte in der Anstalt Bethel"
ausgeführt hat. Bethel war bereit, "die Selektion und
Deportation" "passiv hinzunehmen".[111]
Bestätigt wurde das Verfahren der Ausnahmeregelung 1943.[112]
So kam es, daß aus Bethel "nur" 14
geisteskranke Menschen, darunter 7 jüdische Bürger,
ermordet wurden.[113]
Euthanasie
in Ulm
Zwischen Grafeneck und Ulm hat es enge Kontakte gegeben.
Bei dem Umzug des Krüppelheims, das ehemals in Grafeneck
beheimatet war, im Oktober 1939 hat eine Ulmer Spedition den Umzug
gemacht.[114]
Täglich fuhr ein Fahrer mit einem Kurier zum Bahnhof nach Ulm.
Dieser brachte die Krankenpapiere der ermordeten Patienten von
Grafeneck nach Berlin. Ein Kurier mit neuen Aufträgen aus Berlin
wurde abgeholt. Der Fahrer transportierte auch einen Teil der Urnen
der Ermordeten nach Ulm. Sie wurden von Ulm mit der Post an die
Angehörigen geschickt.[115]
Ein anderer Fahrer machte in Ulm regelmäßig
Besorgungen.[116]
Euthanasie
auf dem Riedhof
Im "Riedhof" wurden vor der Euthanasie-Aktion
121 geistesschwache Menschen gezählt.[117]
Mindestens 58 Menschen aus der Anstalt wurden in Grafeneck ermordet,
das waren 48 %.
Am 23. August 1940 wurden 40 Bewohner und am
19. November weitere 15 Heimbewohner "verlegt", d.h. nach
Grafeneck gebracht und dort vergast. Darunter waren 10 Ulmer Bürger
und ein Mann jüdischer Religion.[118]
Drei
Patientinnen des "Riedhofes", die Typhus hatten, wurden in
die Heilanstalt Weissenau zwischenverlegt und nach kurzer Zeit in
Grafeneck vergast.[119]
Weitere
27 Menschen wurden ab Juli '41 nach Zwiefalten verlegt. Sie konnten
"zu keiner Arbeit herangezogen werden".[120]
Zwiefalten war inzwischen eine reine Bewahranstalt, in der auch durch
Medikamente oder Nahrungsentzung getötet wurde . Es gibt
Hinweise, daß Patienten des Riedhofs darunter waren, aber ein
endgültiges Zeugnis dafür gibt es nicht.[121]
110
Meldebögen bekam der Riedhof.[122]
Der
Leiter des Landesfürsorgeverbandes Karl Mailänder[123]
hat nach dem Krieg als Zeuge zu Protokoll gegeben,
daß er die Arbeitsfähigkeit bei der Zusammenstellung der
Transporte in den Vordergrund gestellt habe. Er erreichte, daß
sich die Anstalts-Inspektoren "bei den Transportleitern um die
Streichung der Arbeitsfähigen bemühen sollten und durften".
Aber die Plätze der Busse waren völlig auszufüllen.
Das Anstaltspersonal hatte beim ersten Transport den Bus mit bisher
nicht genannten Insassen auf- und ausgefüllt. Mailänder
verbot den Inspektoren bei weiteren Verlegungen, "einen
Austausch mit solchen" Kranken, die nicht auf der Liste
standen.[124]
Die
Meldebögen wurden offensichtlich im Juni/Juli gemäß
der Anordnung von Mailänder beantwortet. Der Arzt und die
Pfleger haben die Arbeitsleistung der Pfleglinge beurteilt.[125]
Die Anstaltsleitung im Riedhof war offensichtlich der Meinung
gewesen, die Pfleglinge sollten in die Heilanstalt Zwiefalten verlegt
werden. Sowohl Robert Herschlein äußerte sich so[126]
als auch der Diakon Hermann
Weberruss.[127]
Unabhängig
davon gibt es noch eine zweite Quelle. Am 3.9.40 wurde das "Ärztliche
Zeugnis" von einer Frau aus dem Riedhof an die Heilanstalt
Zwiefalten geschickt. Sie war bereits am 23.8. in Grafeneck
umgekommen. Am 6.9. schickte die verantwortliche Ärztin in
Zwiefalten die Akte nach Grafeneck, mit der Bemerkung, daß die
40 Menschen nicht nach Zwiefalten gekommen waren, sondern der
Tötungsanstalt Grafeneck "zugeliefert worden" sind.
Das ärztliche Zeugnis der Frau vom Riedhof liest sich
wie ein Nachruf: Die Frau hatte zuweilen Paranoia, in dem sie sich
vom Arzt und dem Personal ungerecht behandelt fühlt. Sie sei
"reinlich". Die Arbeitsleistung sei "sehr befriegend".
Und unter Bemerkungen steht, daß sie eine große
Bewunderin von Adolf Hitler sei.[128]
Sie wurde wahrscheilich ermordet, weil sie mit 64 Jahren zu alt
war.
Ob die Anstaltsleitung des Riedhofs wirklich daran
glaubte, daß der erste Transport nach Zwiefalten ging, möchte
ich bezweifeln. Aber auf dem Dienstweg richtete sie sich danach.
Der damalige Anstaltsarzt Werner Vogelgsang, der im Februar
1943 in Rußland fiel[129],
schrieb, daß die Verlegungen "große Unruhe" bei
den Pfleglingen mit sich brachten.[130]
Mehrere Patienten wurden gewarnt, sich zu verstecken. Die meisten
Menschen waren "zu dumm, dieses zu begreifen und sie gingen
nicht", wie Hausmutter Friedricke Herschlein anmerkte.[131]
Eine Frau wurde in den Wald geschickt und kam deshalb mit dem Leben
davon. Ein Mann versteckte sich in der Bahnhofswirtschaft. Er war für
die Pferde zuständig und fuhr den Leichenwagen.[132]
Seine Schwester wurde ermordet.
Diakone
des Riedhof und die Krankentötung
Welcher Diakon die Pfleglinge in die Tötungsbusse
gesetzt hatte, ist unklar. Karl Baumann hat nach Aussage einer Zeugin
gesagt, er mache für die Kranken nicht den "Henkersknecht".[133]
Die Tochter von Baumann hat das bestätigt. Sie
sagte, daß "Diakon Weberruss" den Abtransport
geregelt hat."Mein Vater hat einige Männer, die
fortgebracht werden sollten, zur Feldarbeit" weggeschickt.[134]
Aber Baumann war stellvertretender Leiter der Anstalt und Leiter der
Krankenabteilung und Weberruss war ihm unterstellt.
Nachdem
aus dem "Riedhof" die, wie es hieß, "unnützen
Esser" entfernt worden waren[135],
wurde die Anstalt Altersheim.[136]
Der "Riedhof" wurde 1943 aus den meldepflichtigen Anstalten
gestrichen.[137]
Nutzen
Die Krankentötungsaktionen in den
Landesfürsorgeanstalten hatten eine "namhafte Verminderung
des Aufwands zur Folge".[138]
Sie sollten im "Zuge der Bevölkerungspolitik"[139]
für bauliche Maßnahmen verwandt werden, wie der Leiter des
Landesfürsorgeverbandes anmerkte.
Als Nachlaß der
ermordeten Menschen des Riedhofs gingen zweihundertneunundsiebzig
Reichsmark auf dem Anstaltkonto ein.[140]
Anmerkungen
[1]
Die Macht der Nächstenliebe. Einhundertfünfzig
Jahre Innere Mission und Diakonie. 1848-1998. Berlin 1998.
[2]
Johann Hinrich Wichern, Kommunismus und die Hülfe gegen ihn. In:
Ausgewählte Schriften. Bd.1. Güterloh 1979, S.89-110.
[3]
J.C.Kaiser, K. Nowak u. M. Schwartz (Hg.), Eugenik, Sterilisation,
"Euthanasie". Politische Biologie in Deutschland 1895-1945.
Eine Dokumentation. Berlin 1992, S. 175.
[4]
Vgl. Hans-Walter Schmuhl, Rassenhygiene, Nationalsozialimus,
Euthanasie. Göttingen 1987, S.300.
[5]
Susanne Willms, Krankenmorde in der NS-Zeit und die Reaktion der
Kirchen. In: "Sterbehilfe"- auf wessen Verlangen. Tagung
vom 3.-5.6.1988 im Haus der Kirche. Dokmentation 64/89. Berlin o.J.,
S. 28.
[6]
Brief der Landesarmenbehörde für den württ. Donaukreis
Ulm vom 21.10.1893 an die Karlshöhe. AKHLB (Archiv der
Karlshöhe, Ludwigsburg): G: Württ. Arbeitsfelder,
Riedhof)
[7]
Baumann, Bericht 1913. Landesarmenbehörde für den
Donaukreis, Protokoll über die 25. Versammlung am 28.4.1913, S.
3 (TA).
[8]
Soweit nichts anderes vermerkt ist, beziehe ich mich hier auf die
Spruchkammerakten gegen Robert Herschlein: EL 902/21 AZ. 45/87/300
(StA Ludwigsburg)
[9]
Schreiben von Herschlein an die Brüderanstalt Karlhöhe vom
8.4.36. (AKHLB, G, Württ. Arbeitsfelder, Riedhof)
[10]
Monika Zeilfelder-Löffler, Die Geschichte der "Evangelischen
Brüder- und Kinderanstalt Karlshöhe" in
Ludwigsburg.(...) Heidelberg 1996, S.84
[11]
Schreiben des Landesbischofs Wurm an sämtliche
Geistliche vom 30.8.33 (Archiv des Pfarramt Ulm-Grimmelfingen,
Pfarr-Reg. I,.1)
[12]
Die Macht der Nächstenliebe. Einhundertfünfzig Jahre Innere
Mission und Diakonie. 1848-1998. Berlin 1998, S. 21 ff.
[13]
a.a.O. S.185
[14]
Michael Häusler, "Dienst an Kirche und Volk". Die
Deutsche Diakonenschaft zwischen beruflicher Emanzipation und
kirchlicher Formierung (1913-1947). (Konfession und Gesellschaft,
Bd.6) Stuttgart, Berlin u. Köln 1995, S. 178
[15]
a.a.O. S.177
[16]
Häusler, S. 322
[17]
Klee, S.59
[18]
Häusler, S.241 f
[19]
Zeilfelder-Löffer(wie Anm. 27), S.120
[20]
Ernst Röder, Wie ich vor 50 Jahre Diakon wurde. In: Der
Karlhöher Diakon 83(1984) H.5, S.5
[21]
Kalshöhe, Jahresbericht 1934, S. 6.
[22]
Häusler (wie Anm.29) S.336
[23]
Karlhöhe, Interview mit K.L., S.3.
Unveröffentlicht.
[24]
Brief von A.F vom 25.7.34 an Mössner. (AKHL, D, Brüderakten,
A.F.)
[25]
Freundsch. S/B
[26]
Brief von F.H. vom 6.5.33 an Mössner. (AKHL, D, Brüderakten,
F.H.)
[27]
Ludwig Seith, Jahresbericht 1934, 8.3.35 (AKHL, D, Brüderakten,
Ludwig Seith), S.4.
[28]
Bief von Karl Baumann an Mössner vom 1.6.39 (AKHL, D,
Brüderakten, H.D.)
[29]
Ludwig Seith, Jahresbericht von der Anstalt Riedhof, 23.2.1933 (AKHL,
D, Brüderakten, Ludwig Seith)
[30]
a.a.O., S.1
[31]
Ludwig Seith, Jahresbericht 1934, 8.3.35 (AKHL, D,
Brüderakten, Ludwig Seith), S.3.
[32]
Lud.....
[33]
Ludwig Seith, Brief vom 31.3.36 an Mössner (AKHL, D,
Brüderakten, Ludwig Seith), S.1.
[34]
Brüderbuch des Karlshöher Verbandes 6(1933) 67. Liste über
das Aufsichts- und Dienst-Personal, Nr. 46. (TA)
[35]
Brigitte Lutz, Brief an das DZOK vom 11.2.97
(ADZOK)
[36]
Elend
[37]
N.N. euth.* dbf 150.
[38]
Z.B.: 1928: Amtsblatt für Stadt und Bezirk Ulm, 1928, Nr. 52,
3.5.1928. 1934: Stadt Ulm, Vorschläge für die Ernennung der
Abstimmungsvorsteher und Stellvertreter für die Volksabstimmung
am 19.8.1934. (StAL: PL 502/32. Bü. 18). 1938: NSDAP Gau
Württemberg-Hohenzollern, Betreff: Vorschläge für die
Stimmbezirksvorsteher, 31.3.38 (StadtA Ulm: B 000/1 Nr.8)
[39]
Württ. Landesfürsorgeverband, Verzeichnis über den Zu-
und Abgang der Schwachsinnigen-Abteilung der Landesfürsorgeanstalt
Riedhof im Kalenderjahr 1940 (HStASt: E 151/53. Bü. 247)
[40]
Auszug aus dem Protokoll der Wirtschaftlichen Abteilung des
Gemeinderats vom 23.10.29 (TA)
[41]
Toten-Register der Landesarmen-Anstalt Riedhof, 1901-1972 (Archiv des
Pfarramt Ulm-Grimmelfingen)
[42]
bbb
[43]
Bericht über die Konferenz des Oberlandbezirks in Ulm/Donau am
23.November 1938. In: Karlshöher Brüderbote 45 (1939) Nr.
1, S.5
[44]
Jahresbericht v. J. 1930 von Br. Baumann. Riedhof, im Jan.
1931.(AKHL, D, Brüderakten, Karl Baumann)
[45]
Landesfürsorgeanstalt Riedhof, Entwurf einer Anstaltschronik.
1.3.1950, S. 3.
[46]
Br. Karl Baumann zum Gedächtnis. In:
Karlshöher Brüderbote 46(1947) 46 f.
[47]
Liste über das Aufsichts- und Dienst-Personal.
Nr. 121 u. 150.
[48]
Geschäftsbericht 1936/37, Bl. 2
[49]
Spruchkammer Ulm gegen Hermann Weberruss, Spruch vom 29.7.47, S.1
(StAL: E 180 a II, Bü.35)
[50]
Brief von Hermann Weberruss an Mössner (AKHL, D, Brüderakten,
Hermann Weberruss)
[51]
Betr.: Eheunbedenklichkeitsbescheinigen vom
30.3.1950.(StAS Wü 40, Bd.29, Nr.46). Vgl. Äusserung der
Landesdirektion der Justiz zu der Frage der Weitergeltung des
Sterilisationsgesetzes (....). o.D. (StAS: Wü.40, Bd.29, Nr. 46)
[52]
Niederschrift über die Sitzung des Ausschusses für Fragen
betreffend Ausstellung von Eheunbedenklichkeitsbescheinungen (...) am
Donnerstag, den 12.1.50, in München. Resolution (wie Anm.
15)
[53]
Walter Wuttke, Medizin, Ärzte, Gesundsheitspolitik. In: O. Borst
(Hg.), Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Stuttgart
1988, S. 226. Vgl. Walter Wuttke, Heilen und Vernichten. Das Beispiel
des "Tübinger Faschisten" August Mayer. Aufrühren,
"was besser in Ruhe gelassen wird" (8). In: Schwäbisches
Tagblatt, Tübingen, 9.1.1982.
[54]
Vgl. Asmus Nitschke, Die "Erbpolizei" im
Nationalsozialismus. Zur Alltagsgeschichte der Gesundheitsämter
im Dritten Reich. Das Beispiel Bremen. Opladen, Wiesbaden 1999.
[55]
Gisala Bock, Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Opladen
1986, S.238
[56]
Übersicht über die Erbgesundheitssachen bis zum 1.12.44,
HStA Stuttgart E 151 K VI, Bü.18 (DZOK-Archiv, Ulm 381)
[57]
Harald Jenner u. Joachim Klieme, Nationalsozialistische
Euthanasieverbrechen und die Einrichtungen der Inneren Mission. Eine
Übersicht. Reutlingen 1997, S.280 f. Vgl. Hans Harmsen, Die
Durchführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses in den Anstalten der Inneren Mission. In: Zeitschrift für
psychische Hygiene 10(1936) 20-22.
[58]
Kurt Nowak, "Euthanasie" und Sterilisierung im "Dritten
Reich". 2. Aufl. Göttingen 1980, S.92.
[59]
a.a.O., S.94
[60]
a.a.O., S. 94
[61]
a.a. O., S.100. Vgl. Anneliese Hochmut,
Spurensuche. Eugenik, Sterilisation, Patientenmorde und v.
Bodelschwinghschen Anstalt Bethel 1929-1945 hrsg. v. M. Benad (...).
Bielefeld 1997, S. 23f.
[62]
Ich folge hier: Sabine Schleiermacher, Sozialethik im Spannungsfeld
von Sozial- und Rassenhygiene. Der Mediziner Hans Harmsen im
Centralausschuß für die Innere Mission. Husum 1998
(Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften,
H.85)
[63]
a.a.O., S. 437
[64]
Hans Harmsen, Die Bedeutung der Vererbung und der Erbbelasteten. In:
Deutsches Diakonenblatt 1934, Feb., S. 29
[65]
Kurt Nowak, Sterilisation, Krankenmord und Innere
Mission im "Dritten Reich". In: A. Thom u. G.I.Caregorodcev
(Hg.), Medizin unterm Hakenkreuz. Berlin 1989, S.168
[66]
Nowak (wie Anm.73), S.170
[67]
Stuttgarter Material
[68]
Staatliches Gesundheitsamt Ulm, Erbgesundheitsakten. Staatsarchiv
Ludwigsburg FL 30/18 I.
[69]
Aus: Personal-Liste über in der Anstalt
untergebrachten Pfleglinge der weiblichen Abteilung (...). Bd.1.
Angefangen: 17.11.1903, beendet: 27.3.52. Bd. 2. Angefangen: 1.2.37,
beendet: 11.7.70 Personal-Liste der Männer-Abteilung (...).
Bd.4. Angefangen: 13.8.34, beendet: 23.4.52 Bd.9.
Angefangen:10.7.39, beendet: 10.9.70 (Tannenhof-Archiv, Ulm)
[70]
Geschäftsbericht 1931/32, S.2 (DZOK-Archiv 388)
[71]
Bericht des Medizinalrates Dr. Heudorfer an
das Innenministerium vom 27.5.36. Betreff: Besichtigung der
Landesfürsorgeanstalt Riedhof, S.3 (HStA Stuttgart E 151/53.
Bü.247)
[72]
Geschäftsbericht 1936/37, S.2 f. Vgl. Großfeuer im
Riedhof. In: Ulmer Tagblatt vom 27.4.36. u. Bericht (wie Anm.14)
S.2.
[73]
Geschäftsbericht 1936/37, S.2 f. Stiftung Liebenau, Brief vom
24.7.96 an Walter Wuttke (DZOK-Archiv, Ulm). Bericht (wie Anm.36),
S.2
[74]
Geschäftsbericht 1936/37, S.1 (DZOK-Archiv Ulm 388); Akte
A.L.(HStAS E 151/51. Bü. 156)
[75]
Bock (wie Anm.22) S. 380f.
[76]
Monika Zeilfelder-Löffler, Die Geschichte der
"Evangelischen Brüder- und Kinderanstalt Karlshöhe"
in Ludwigsburg.(...) Heidelberg 1996, S.185
[77]
Merkblatt für die Pfleger im Erbgesundheitsgerichtsverfahren.
In: H.Harmsen (Hg.) 1937
[78]
H.M. (StAL FL 30/18 I. Bü. 27)
[79]
E.B. (wie Anm. 22. Bü. 299 )
[80]
J.A.B. (wie Anm. 22. Bü. 279)
[81]
K.G. (wie Anm. 22. Bü. 393)
[82]
A(lfred) St(reim), Euthanasie. In: Das grosse Lexikon des
Dritten Reiches. Hrsg. von Ch.Zentner u. F.Bedürftig. München
1985, S.165 f.
[83]
Dr. Johannes May, Bad Schussenried, Brief vom 21.8.96 an Walter
Wuttke (DZOK-Archiv, Ulm) Amtsgericht Münsigen, Schreiben vom
28.4.46 an das staatliche Gesundheitsamt Ulm. Betr.: Voruntersuchung
gegen Dr.med.Stähle u.a. wegen Mords. StA Sigmaringen, Wü.
29/3, 1757 ( DZOK-Archiv, Ulm 388)
[84]
Nowak (wie Anm.), S. 138 u. 142
[85]
Theophil Wurm, Erinnerungen. Aus meinem Leben. Stuttgart 1953,
S.94
[86]
Schreiben des Landesbischofa an sämtliche
Geistliche. Vom 30.8.33, S.1 (Pfarramt Ulm-Grimmelfingen, I,1)
[87]
Schreiben des Landesbischofs an die Geistlichen (...) vom 28.10.33
(Pfarramt Ulm-Grimmelfingen, I,1)
[88]
Ev. Oberkirchenrat Stuttgart, 16.3.38 (Pfarramt Ulm-Grimmelfingen,
III B, 18d)
[89]
Ev. Oberkirchenrat, 23.3.39, an alle Pfarrämter (Pfarramt
Ulm-Griimelfimgen, III, B, 18 d)
[90]
Ev. Oberkirchenamt Stuttgart, 9.11.39 (Pfarramt Ulm-Grimmelfingen
III, B, 18 d
[91]
A.a.O., S. 126
[92]
A.a. O., S.128
[93]
Willms, S.28
[94]
A.a.O., S. 126
[95]
A.a.O., S. 124.
[96]
Nowak (wie Anm.) S. 153
[97]
Hermann Diem, Ja oder Nein. 50 Jahre Theologie in Kirche und Staat.
Stuttgart, Berlin 1974, S.128. Vgl. Susanne Willms, Krankenmorde in
der NS-Zeit und die Reaktion der Kirchen. In: "Sterbehilfe"
- Tötung auf wessen Verlangen. Tagung vom 3.-5.6.1988 im Haus
der Kirche. Dokumentation 64/89, S. 30 f.
[98]
Wurm (wie Anm. 43), S. 171.
[99]
Schäfer (wie Anm.49), S.144.
[100]
Evangliche Dokumente, 109
[101]
Uwe Kaminsky, Zwangssterilisation und "Euthanasie" im
Rheinland. Köln 1995, S.650
[102]
Kurt Nowak, Braune, S.217
[103]
Nowak, S.137
[104]
Willms, S.27
[105]
A.a.O., S.28
[106]
Jenner /Klieme (wie. Anm. 97)), S.290.
[107]
Evangelische D, S.75
[108]
J.C.Kaiser, K. Nowak u. M. Schwartz (Hg.), Eugenik, Sterilisation,
"Euthanasie". Politische Biologie in Deutschland 1895-1945.
Eine Dokumentation. Berlin 1992, S. 103.
[109]
Nowak (wie Anm.73) S. 169
[110]
Hans-Walter Schmuhl, Ärzte in der Anstalt
Bethel 1870-1945. Bielefeld 1998, S. 55.
[111]
A.a.O, S. 49
[112]
Kaiser usw. (wie Anm.), S.322 f.
[113]
Jenner/Klieme (wie Anm. ) 258
[114]
Karl Morlok, Wo bringt ihr uns hin? "Geheime Reichssache"
Grafeneck. Stuttgart 1985, S.14.
[115]
Zeugenaussage Tobias Schramm: StAS: Wü. 29, Bd.1, Nr.
1758)
[116]
Zeugenaussage Hans-Heinz Schütt (wie Anm.2)
[117]
Verzeichnis über den Zu- und Abgang von
Pfleglingen der Schwachsinnigen-Abteilung (...) 1939: HStA Stuttgart
E 151/53. Bü.247
[118]
Württ. Landesfürsorgeanstalt Riedhof, Schreiben vom 30.4.40
an das Innenministerium. HStA Stuttgart, E 151 K VII/ X 3002
(DZOK-Archiv, Ulm 388).
[119]
Dr. Manfred Kretschmer,Ravensburg, Brief an Walter Wuttke vom 25.9.97
(DZOK-Archiv, Ulm)
[120]
Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollner, Brief vom
19.6.85 an Walter Wuttke (DZOK-Archiv, Ulm)
[121]
Psychiatrisches Landeskrankenhaus Zwiefalten, Patienten vom Riedhof.
Brief vom 11.1.96 an Walter Wuttke (DZOK-Archiv, Ulm)
[122]
Reichsarbeitsgemeinschaft für Heil- u.
Plegeanstalten, Liste der deutschen Anstalten für Geisteskranke
(...), 18941-43, Württemberg, S. 18, Nr. 4 (BA, R 96 I. Bü.
6)
[123]
Vgl. Thomas Stöckle, Die `Aktion T4` und die
Länderverwaltung Württembergs und Badens: Dr. Eugen Stähle,
Dr. Karl Mailänder und Dr. Arthur Schreck. In: Arbeitskreis zur
Erforschung der nationalsozialistischen Zwangssterilisierung und
"Euthanasie". Frührjahrstagung 1997 (25.-27.4.1997,
Diakonie Stetten, Kernen i.R.) Tagungsdokumentation. Ebeleben 1997
(als Manuskript vervielfätigt), S.45-50.
[124]
Strafsache gegen Dr.med. Stähle u.a. Zeugenaussage Karl
Mailänder vom 12.11.47, S.3 (StAS: Wü. 29/3, Bd.1, Nr.
1756), S.3.
[125]
Ich habe Krankenakten des Riedhofs, Akten, die vom
Riedhof nach Zwiefalten gekommen sind, u. vier Akten des
Bundesarchivs überprüft. Sonst sind Krankenakten nicht mehr
vorhanden. 80 Krankenakten.
[126]
Spruchkammerakten gegen Robert Herschlein: EL
902/21 AZ. 45/87/300 (StA Ludwigsburg), Bl.48.
[127]
A.a. O., Bl.49.
[128]
K.K. (BA R 179. Bü. 7643)
[129]
Jahresbericht der Anstalt 1942/43 (verkürzt),
S.1
[130]
Landesfürsorgeanstalt Riedhof, Jahresbericht
über die Schwachsinngen-Abteilung der Landesfürsorgeanstalt
Riedhof i.J. 1940 vom 16.1.41, S.1. HStA Stuttgart, E 151 K VI, Bü.
94 (DZOK-Archiv, Ulm 388)
[131]
Amtsgericht Münsingen, Strafsache gegen
Dr.med.Stähle u.a., Zeugenaussage Friedericke Herschlein,
15.3.48, 2 (StAS: Wü. 29/3. Bd. 1757.
[132]
Gespräch mit Herrn Braun vom 18.8.99
[133]
wie Anm. 199
[134]
Lutz, 11.2.97, S.2
[135]
Walter Wuttke, Massenmord zur "Kostendämpfung".
In: Ausstellungsreihe: Stuttgart im Dritten Reich.
Anpassung,Verfolgung, Widerstand. Die Jahre von 1933 bis 1939.
Stuttgart 1984, S.478.
[136]
Vgl. Württ. Landesfürsorgeverband, Verfügung in
Verwaltungssachen vom 10.12.54. Landeswohlfahrtsverband
Württemberg-Hohenzollern-Archiv, Stuttgart
[137]
Der Reichsbeautragte für die Heil- und Pflegeanstalten, Berlin,
Schreiben vom 9.2.44 an das Innenministerium in Stuttgart. Betr.: Die
Württ. Landesfürsorgeanstalten Markgröningen,
Rabenhof, Reutlingen und Riedhof. HStA Stuttgart E 151 K VI,
340
[138]
LFV, Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1941
(StAL: E 180 II-IV. Bü. 3358.
[139]
Brief von Mailänder an die Ministerialabt. für Bezirks- u.
Körperschaftsverwaltung vom 24.10.41 (wie Anm. 201)
[140]
Eigene Berechnung vom Haushalts- und Kassenbuch 1940
November 1999, Der
Humanist erstellt von Heike
Jackler
|