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1864
Johann
Georg Kohl schreibt in seinem Buch »Nordwestdeutsche
Skizzen« über die
Torfarbeiten in den niedersächsischen Mooren: »Die
Beschäftigung der Leute ist so schwer,
so eintönig und so wenig poetisch wie die Sklavenarbeit
der Neger beim Diamantenwaschen in Brasilien«. Buch
in Nachdruck v. 1990 als Leihgabe im [Bethel Haupt]Archiv
vorhanden.
27.11.1897
in der ersten
Vorstandssitzung unter Leitung des pensionierten Forstrates Herman
Deckert beschließt der Vorstand in Bethel, die
[»]Notstandskolonie Freistatt[«]
einzurichten. Der Name
[»]Freistatt[«]
lehnt sich an 4. Mose 35, 6 und andere
Stellen im Alten Testament an; eine Freistadt war im
alten Israel eine Stadt, in der straflos jemand Zuflucht finden
konnte, der absichtlich jemanden getötet hatte. Bericht
Steege, 1939; Gustav v. Bodelschwingh: Friedrich v. Bodelschwingh
Ein Lebensbild.
5.1.1898
Deckert
erteilt dem Moorvogt Rohlfs in Strange den Auftrag, den Ankauf von
Grundstücken im Wietingsmoor
vorzubereiten. Jubiläums-Broschüre
1974.
1898
Ankauf von 483
ha. Jubiläums-Broschüre
1974.
1899
Erwerb weiterer 449 ha; ein
Drittel der Kaufsumme, 60.000 Mark, wird durch Industrielle aus
dem Rheinland und Westfalen zur Verfügung
gestellt. Denkschrift Deckert
1914.
16.11.1899
Verlegung des
Erziehungshauses [»]Friedrich-Wilhelms-Hütte[«]
aus [»]Eckardtsheim[«] [bei Bielefeld, in der Senne]
ins [Wietings]Moor [nach Freistatt]. blaue
Chronik.
24.11.1899
Einweihung von
Freistatt ([»]Moorkolonie[«]) und Erziehungshaus
[»]Moorstatt[«];
[…]; das pädagogische Vorbild
für die Fürsorgeerziehung ist die Kadettenausbildung in
Preußen. blaue Chronik,
Jubiläums-Broschüre 1974, Bericht Steege Archiv GE-33;
Augenschein der Kaserne Berlin-Lichterfelde, frühere
preußische Hauptkadettenanstalt in unmittelbarer
Nachbarschaft des von Bodelschwinghschen Gebäudes (heute
Morgenländische Frauenmission); zur Kadettenerziehung vgl. L.
v. Wiese, Kindheit, 1924; zur Orientierung daran: Göbel 189
ff.
1900
Ankauf von weiteren 78
ha. Jubiläums-Broschüre
1974.
1900
preußisches
Jugendfürsorgegesetz; die [»]Fürsorgeerziehung[«]
war eine richterlich angeordnete
[»]Zwangsmaßnahme[«]. Benad,
Bethel als …, S. 20; Hasenklever, S. 23; Führer, S.
586.
1900, Herbst
Bau eines
Torfwerkes. Jubiläums-Broschüre
1974.
1901 (bis 1914)
Freiherr Emil
von Lepel, Leiter der Moorkommission (eine Einrichtung der
Landwirtschaftskammer der Provinz Hannover), wird Leiter der
Anstalt Freistatt. Jubiläums-Broschüre
1974. Zum Titel, telefonische Auskunft Deutsches Archiv,
22.5.98.
1901
Beginn des Torfstechens
mit 86 männlichen und 12 weiblichen »Wanderarbeitern«
aus Russisch-Polen; sie wohnen in den »Polenbaracken«
(später umbenannt in [»]Deckertau[«]). Jubiläums-Broschüre
1974; Auskunft Deutsches Archiv, 22.5.98; Bericht Uchtmann, 1926,
S. 7 Archiv GE-42.
1901
Bau des
[»]Jungenhauses[«] [»]Moorhort[«] (heute
[»]Stöberkästchen[«]). Jubiläums-Broschüre
1974.
17.9.1901
[»]Erziehungshaus[«]
[»]Moorhort[«] eingeweiht. blaue
Chronik.
1901
von den 1.010 ha der
Anstalt [Freistatt] lagen 379 ha im (Alt-) Kreis Sulingen, 631 ha
im (Alt-) Kreis Diepholz. Jubiläums-Broschüre
1974.
nach 1902
die [»]Wanderarmen[«],
die [»]Jungen[«] und die [»]Pensionäre[«]
arbeiten nun in den landwirtschaftlichen Betrieben, beim Abtorfen
[des Moores], in den Hausgärten und in den Handwerksbetrieben
(Tischlerei, Schlosserei, Schmiede, Klemptnerei, Schumacherei,
Bäckerei, Schlachterei); nur die [»]Fürsorgezöglinge[«]
erzielten nach Abzug des Kostgeldes pro Kopf und Tag 1,90 Mark
Verdienst, mit dem die Verluste in anderen Teilen der Anstalt
[Freistatt] ausgeglichen
werden; die [»]Beschäftigung[«]
hat den Charakter einer [»]Arbeitstherapie[«]. Bericht
Uchtmann, S. 10; Interview Enders, S. 5; mündlich Frau Reck,
15.12.97; Kuhlmann, S. 115 (für 1939!); Hauptstaatsarchiv
Hannover (Hannover 122 a XI, Nr 2869, S. 568-573;
[»Arbeitstherapie«]
[Werner] Villinger
[Rassenhygienist und Eugeniker und
überzeugter Nazi] [damaliger Chefarzt
von Bethel,]1937[,
mit einer für ihn erfolgreichen Karriere in der
Jugendfürsorge und Jugendspychiatrie auch nach dem
Zusammenbruch, in West-Deutschland / Bundesrepublik, bis
1965].
1902
Kosten und Bedarf bis zu
diesem Jahr: 161.000 Mark Landkauf 243.000 Mark
Bauten 50.000 Mark Entwässerung, weiterer Bedarf: 1.000
Mark Wegebau nach Varrel 100.000 Mark Bahngleiss. Spenden
für das Vorhaben bisher insgesammt: 100.000 Mark v.
Bodelschwingh, »Bote von Bethel« 1902.
1903
Bau
der Jungenhäuser [»]Moorhof[«] und [»]Moorburg[«]
(heute [»]Wietingshof[«]). Jubiläums-Broschüre
1974.
1903
Bau der
[»]Moorpension[»]. Jubiläums-Broschüre
1974.
1906
Ausbau von
[»]Neu-Freistatt[«] (später
[»]Deckertau[«]). Jubiläums-Broschüre
1974.
1906, Oktober
Ankauf der
[»]Dörpeler Hardt[«] von der öffentlichen
Hand, 222 ha öder Kieferbrandstätte. Jubiläums-Broschüre
1974.
1906
von Lepelt berät die
Innere Mission Schleswig-Holstein beim
Ausbau der Anstalten in Rickling [»Rickling-Kuhlen«
– auch bekannt als »KZ
Rickling-Kuhlen«, in
1933]; Arbeitsgebiete
waren dort ebenfalls [»]Wanderarme[«],
[»]Fürsorgezöglinge[«]
und [»]Suchtkranke[«]; Landwirtschaft
auf Moorboden;
Torfwerk. Seiffert, S. 453
ff; Jenner, S. 94.
1907
vorläufiger
Abschluß des Ausbaus von Freistatt: Alt-Freistatt hat Platz
für 300 [»]Wanderarme[«];[»]die
Pensionäre[«] sind in der [»]Pension Deckertau[«]
untergebracht; [»]die
Jugendlichen[«] belegen
die vier Häuser
[»]Moorhort[«],[»]Moorstatt[«],[»]Moorhof[«]
und [»]Moorburg[«].
Die Gebäude werden im »Betheler Baustil«
aufgeführt; die Bauleitung liegt bei Baumeister Karl Siebolt
(Bethel). […] Deckert 1914, S. 25; blaue
Chronik; Referat Althöfer auf der Friedrich v. Bodelschwingh
Tagung, 7.-9.10.1996; […]
1910
Strafen
bei den [»]Jugendlichen[«]:[»]Kettenhosen[«],
Arrestzelle, Wasser und
Brot, Stockschläge
(z. B. »6 Stockschläge; weil
eraufspringt, noch 4 mehr«); Kurzschneiden der Haare nach
Entweichen, später auch Ausschluß von der Arbeit,
kollektiver Entzug der Raucherlaubnis und Ausschließung vom
Sport am Sonntag Nachmittag; Fehlen
beim Kirchgang wurde zeitweise mit Essenentzug bestraft. Gustav
v. Bodelschwingh Tagebuch, 26.8.1910; Archiv Ju-43 bis 49,
Interview Ko Faszikel JU-56; mündlich Frau und Herr Kurth,
24.11.97.
1914-1918
(1.
Weltkrieg) das [»]Gesetz
über den Belagerungszustand[«] erlaubt
den militärischen Generalkommandos,
[»]Arbeitsscheue[«],
[»]Saufbrüder[«],
[»]Stadtbummler[«]
und [»]Landstreicher[«]
dem [»»][»]Arbeitszwang[«]
in Anstalten[««]
zu unterwerfen. Landwehr, S.
89.
1915-1918
[1. Weltkrieg]
dient [»]Heimstatt[«]
[im Areal von Anstalt Freistatt]
als [»]Gefangenenlager[«]
für russische [»]Kriegsgefangene[«];
zu diesem Zweck wurde um [»]Heimstatt[«]
ein Lagerzaun aus Stacheldraht gezogen; Wachpersonal waren
Armeeangehörige. Janssen, 1931; Uchtmann, S. 29;
Foto-Archiv, Ordner 3.
1923
mit
einer Anleihe wird ein großer Torfbagger gekauft. Saat
und Segen, S. 10.
1923
Reichsjugendgerichtsgesetz. Friedrich
v. Bodelschwingh d. J. und die Betheler Anstalten, S.
128.
1923
Prügelstrafe
in deutschen Zuchthäusern offiziell abgeschafft. Meyrs
Enzyklopädisches Lexikon; tatsächliche
Praxis wird geschildert in Gustav Regler,
1932.
1923/24
die
[»]Kettenhosen[«] werden abgeschafft. Gruppeninterview
Frei 7 Archiv oh-10.
1924
anläßlich
der Besprechung der Biographie Friedrich von Bodelschwingh d. Ä.
aus der Feder von Gustav v. Bodelschwingh erwähnt die in
Berlin erscheinende »Weltbühne« auch
Freistatt. Meyers Enzyklopädisches
Lexikon.
1.4.1926
ein
Ministerialerlaß untersagt das kahlscheren des Kopfes nach
einem Fluchtversuch. Kuhlmann, S. 117.
1927
Umbau
von »Moorhort«;
man gewann dadurch Garderobe, Nähstube, Mädchenzimmer
und »2 Zellen«;
die Zellen sind 1997 noch vorhanden,
werden aber seit Jahr und Tag nicht mehr genutzt. Geschichten
des Hauses Moorhort, 1949, S. III.
1927
ff
Das System der
Fürsorgeerziehung wird durch eine Serie von Zöglingsrevolten
und damit verbundenen Prozessen erschüttert. Bondy,
S. 38 u. a.
Juni 1927
die
Fürsorgekommission der Provinz
Westfalen unter Leitung des Landeshauptmanns Diekmann,
zusammengesetzt aus Abgeorneten aller Parteien von den
Deutschnationalen bis zu den Kommunisten, besichtigt [Anstalt]
Freistatt [in Niedersachsen]
und befragt die Zöglinge; die
Zustände finden Billigung.
Streitpunkt in
der Schlußbesprechung bleibt
einzig und allein die religiöse
Begründung der
[»]Fürsorgeerziehung[«]. Mappe
Chronik Anstalt 1920-1929 GE-42; JU-3.
1928
Reichsweit
unterstehen 98.000 Jugendliche der Fürsorgeerziehung, davon
etwa die Hälfte in Heimen. Führer, S.
587.
1928
Streit
um die [»]Fürsorgezöglinge[«]
zwischen den konfessionellen
Trägern und den öffentlichen
Trägern in der Provinz Westfalen [bzw.
dem Provinzialverband
Westfalen-Lippe]. Welbühne
I/1928, S. 552 f; Kuhlmann, S. 32.
12.7.1929
das
preußische Wohlfahrtsministerium erläßt ein
vollständiges Verbot der
körperlichen Züchtigung von
[»]Fürsorgezöglingen[«]
(das Verbot wird von 1933 an nicht mehr beachtet und am 4.7.1935
durch das Innenministerium aufgehoben). Häusler, S.
113, S. 181.
1931
Angriff
auf Freistatt in der in Berlin erscheinenden
»Weltbühne«. (I/1931,
S. 364 f.).
30.1.1933
Adolf
Hitler Reichskanzler; durch den Machtantritt der
Nationalsozialisten und die Art ihrer Sozialpolitik zunächst
starker Rückgang der Zahl der [»]Jugendlichen[«]
in den [konfessionellen]
Einrichtungen wie auch der
Zahl der [»]betreuten
Arbeitslosen[«] und [»]Wanderarmen[«]. Benad,
Bethel als … S. 33.
1933
von
den Insassen der Anstalt
[Freistatt] sind ca. 200
Personen Mitglieder der NSDAP bzw. der SA; vom
leitenden Personal sind wenigstens fünf Personen aktive
Nazis. Entnazifizierungsakten Wiese GE-49;
Interview Theis oh-2; GE-17.
5.3.1933
zur
Reichstagswahl werden das Kaufhaus mit einer schwarz-weiß-roten
Fahne, Schornstein und Lokomotivschuppen mit Hakenkreuzfahnen
geschmückt. Photoalbum Bestand
Wilmking.
15.5.1933
Pastor
Herrmann Henke Leiter in Freistatt (bis 15.9.1937). blaue
Chronik.
18.-23.9.1933
»Bettlerwoche«:
Zehntausende
werden im gesamten Reich
festgenommen;
durch den »Eintritt
in eine Arbeiterkolonie«
[wie z. B. »Freistatt«
/ »Heimstatt«
in Niedersachsen, und »Dornahof«
und »Erlach«
in Würtemberg, oder irgend eine andere der insgesamt 33
solcher Einrichtungen
der Inneren Mission, auch
in anderen Provinzen in Deutschland, wo
man unentlohnte Arbeiter zur intensiven »Handarbeit«
einsetzte] konnte man
sich der Festnahme entziehen. [Es
wird damit deutlich klar, dass Bethel
und die Innere Mission sich
von Anfang an um die Zuführung
von Zwangsarbeitern in ihre eigenen Arbeiterkolonien und
»Einrichtungen«
bemühten!]. 100 Jahre, S. 87; Ayaß,
S. 24.
nach 1933
Pastor
Paul Braune, führend
in der diakonischen Arbeit [von
Bethel und der Inneren Mission]
tätig,
befürwortet,
»daß die gesunden,
wirklich arbeitsfähigen Leute,
die sich nachweislich auf den Landstraßen herumtreiben,
durch die Polizei
den Konzentrationslagern zugeführt werden«.
Die »Wanderführsorge«
zerfalle in die »Asozialenfürsorge
mit polizeilichen Maßnahmen«
und die »Aufnahme und
Beherbergung ordentlicher selbstzahlender Beschäftigter«.
Er [Pastor Paul Braune]
war der Meinung, »»»daß
sich die Arbeiterkolonien durchaus zur Verfügung
stellen sollten für [»]die
Aufnahme verhafteter „Asozialer“[«]
im Rahmen der »männlichen«
und »»weiblichen«
»Bewährungsfürsorge« «« «««. [Es
wird damit deutlich klar, dass Bethel
und die Innere Mission sich
von Anfang an um die Zuführung
von Zwangsarbeitern in ihre eigenen Arbeiterkolonien und
»Einrichtungen«
bemühten!]. Texttafel Historische
Sammelung Bethel; vgl Ayaß, S. 35; auch: Sondermann-Becker,
S. 63.
1934-1941
in
der Zeitschrift „Der
Wanderer“
werden, [ ― ]
fußend auf den Schwarzen
Listen der
Arbeiterkolonien [der
Inneren Mission]
[ ― ], Fahndungsdaten von
1300 »Asozialen«
veröffentlicht,
ab 1938 mit der ausdrücklichen Aufforderung,
sie in »Vorbeugehaft«,
d. h. KZs zu bringen. [Es
wird damit deutlich klar, dass Bethel
und die Innere Mission sich
von Anfang an um die Zuführung
von Zwangsarbeitern in ihre eigenen Arbeiterkolonien und
»Einrichtungen«
bemühten!]. 100 Jahre, S. 98; vgl.
Ayaß, S. 36 f, S. 156 f; Information Kiefel,
16.2.98.
1934-1941
Anträge
der Anstalt Freistatt auf Durchführung von
Zwangsterilisationen;
die Eingriffe werden im Krankenhaus Diepholz und im Krankenhaus
Nebo / Bethel vorgenommen; zwischen 28.4.36 und 5.2.1941 werden
bei den zuständigen Erbgesundheitsgerichten 106 Anträge
gestellt; betroffen sind vor allem
[»]Fürsorgezöglinge[«]
und [»]Pfleglinge[«]
der [»]Moorpension[«] (22 Fälle
aktenkundig). Vortrag Pörksen am 13.10.92; Archiv
JU-50; Postausgangsbücher Moorkanzlei FR-25;
Pensionäre: GE-21.
1935
Prof.
[Werner] Villinger
[Rassenhygienist und Eugeniker und
überzeugter Nazi] ([Chefarzt]
Bethel) veröffentlicht in
der »Zeitschrift für Kinderforschung« einen
Aufsatz, demzufolge insgesamt 30% der [»]Fürsorgezöglinge[«]
[»]schwachsinnig[«]
(und damit zu sterilisieren) seien; für [»]Freistatt
[im Wietingsmoor][«] und [»]Eckardtsheim
[in der Senne][«] schätzt er 50%. In einem
Vortrag in Bad Pyrmont teilt er mit, daß vom 1.1.1934 bis
zum 30.4.1935 von der [»]Gesamtanstalt
Bethel[«] 512 Anträge auf Unfruchtbarmachung
gestellt worden seien; bis zum 4.5.1935 seien 400 Anträge
gerichtlich entschieden. 19 Anträge seien abgelehnt
worden. Kopie des 1. Aufsatzes im [Bethel Haupt]Archiv
vorhanden. Kopie aus der »Zeitschrift für psychische
Hygiene« ebenfalls vorhanden; zum Umfang der
Antragstellung in Freistatt siehe Schreiben des Anstaltsleiters
[Pastor Hermann Henke] an den Landrat in Diepholz vom 5.11.34 (in
Faszikel Schriftverkehr persönlich Pastor Henke).
1935
die
Fürsorgeerziehungsbehörde Westfalens [der
Provinzialverband Westfalen-Lippe], der
vertraglich das Recht zustand, die
[»]Freistätter
Jungenheime[«] [in
Niedersachsen] zu belegen,
bestimmt [»]Moorburg[«]
zur »Schwachbegabtenabteilung«
für Westfalen. Kuhlmann,
S. 145.
1936
der Vertrag über
einen Teil der mit westfälischen Jugendlichen belegten Plätze
wird von der Fürsorgeerziehungsbehörde
[dem Provinzialverband Westfalen-Lippe]
in Münster gekündigt;
daraufhin wird ein neuer Vertrag mit dem Landesjugendamt
Berlin geschlossen. Die [»]Zeit
der schwierigen Berliner Jugendlichen[«],
beginnt. Nietzschmann, S. 8.
1936
seit
1903 hat sich die landwirtschaftsliche Nutzfläche von 2 ha
auf 377 ha ausgeweitet. Wirtschaftsbuch
Hochmoor-Kulturen, S. 1 LA-34.
um 1936
in
der Nähe von [»]Heimstatt[«] [im Freistätter
Areal] werden fünf [»]Neusiedlerstellen[«]
geschaffen ([»]Sprekelhorst am Sprekelmeer[«]). Archiv
Bestand Si; Bericht Lähnemann, 1980; telefonische Information
Frau Kattan, 28.11.97.
Dezember 1937
6
Herren der Fürsorgeerziehungsaufsichtsbehörden
in Hannover und Münster
[im letzteren Falle, »Herren« vom Provinzialverband
Westfalen-Lippe] besuchen [Anstalt]
Freistatt; es
gibt keine Beanstandungen. Hauptstaatsarchiv
Hannover (Hannover 122 a XI, Nr. 2869).
21.-30.4.1938
»Aktion
Arbeitsscheu« im gesamten Reich. 100
Jahre, S. 97; Ayaß, S. 41.
13.-18.6.1938
Fortsetzung
der »Aktion Arbeitsscheu«;
insgesamt wurden 10.000 Personen
in Kzs gebracht. Ayaß, S. 147
ff.
9.8.1939
Die
[»]Aufsichtsbehörde[«]
[Hannover (?) oder
Münster (?)] verlangt
Auskunft, ob es in der [»]Fürsorgeerziehung[«]
noch »jüdische Mischlinge
1. Grades« gibt; [»]Moorhof[«]
meldet einen [jüngeren]
[»]Zögling[«];
ein weiterer [»Zögling«]
befindet sich [»]in
Dienst bei einem Bauern[«][nachdem
die Anstaltsleitung von
Freistatt ihn an einen Bauern in der Umgebung »verpachtet«
hatte]. Archiv Ju-53.
nach
1939
[»]Beschäftigung[«]
polnischer [»]Zwangsarbeiter[«];
von 1942 bis 1945 auch (sowjetische) [»]Ost-Arbeiter[«];
[…] Namenlisten im Archiv vorhanden; Ordner zu
»Betreute im Kolonie Bereich« Erinnerungen Przbylski
im Faszikel Presseberichte 1991; Gruppeninterview 8, S.
15.
1939-1945
in [»]Heimstatt[«]
sind wieder [»]Kriegsgefangene[«]
untergebracht; zunächst polnische, belgische und französche,
dann russische; sie wurden von den Stammlagern Nienburg und
Sandborstel, Kreis Bremervörde,
als [»]Arbeitskommandos[«]
auf Antrag [der Freistätter
Anstaltsleitung] zur Verfügung
gestellt; der *ARBEITSLOHN*
[für alle diese fremdländischen
»Zwangsarbeiter«]
wird den Stammlagern überwiesen. Abrechnungen im
Archiv vorhanden; Kuczynski, Bd. 6, S. 344; Gruppeninterview 8, S.
14.
nach 1939
[»]Deckertau[«]
als fünftes [»]Erziehungsheim[«]
mit [»]Jugendlichen[«]
belegt. F.E. [Fürsorge-Erziehungs]-Akten
im Archiv.
1940, Oktober
ein
[»]Jugendlicher[«]
wird auf Vorschlag des Landesjugendamtes Bremen von der
Gestapo von [Anstalt]
Freistatt in das Jugend-KZ
Moringen verlegt; er überlebt und schildert 1987
in einem Interview seine Erlebnisse. Interview Fernando
M. vorhanden, Broschüre über Moringen.
9.10.1942
Die
Aufsichtsbehörde [Hannover
(?) oder Münster (?)]
verlangt Auskunft, ob noch »jüdische
oder als »jüdisch
geltende [»]KINDER[«]
oder [»]Jugendliche[«]«,
»Zigeuner und
Zigeunermischlinge« in der [diakonieschen]
Einrichtung [Freistatt]
sind; Fehlanzeigen. Archiv Ju-52.
April
1943
ein Merkblatt, angeregt durch [Joseph]
Goebbels [»Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda«],
untersagt »Misshandlungen«
der [»]Ostarbeiter[«]
[bzw. fremdländischer
»Zwangsarbeiter«]
und ordnet [»]bessere
Ernährung[«]
an. Herbert, S. 243 f; entsprechend
Rundschreiben der DAF Sulingen vom 23.8.44 in Mappe [»]Betreute[«]
im Kolonie-Bereich. [»]Ostarbeiter[«] 43-51,
KO-28.
16.9.1943
die
Verlegung eines [»]Jugendlichen[«]
in die Außenstelle
des KZ Buchenwald in Dessau (Junkers Flugzeugwerke)
aktenkundig; das »Recht«
derartiger Einweisungen oder Verlegungen lag bei der
Gestapo oder der Kriminalpolizei. Aufnahmebuch
[»]Moorhof[«], Nr.
53; Jenner, S. 13 ff, Wagner, S. 279.
4.11.1944
die
Verlegung eines weiteren
[»]Jugendlichen[«]
in das Jugend-KZ Moringen am Solling
aktenkundig. Aufnahmebuch [»]Moorburg[«]
Nr. 45; der [»]Junge[«]
war 1945-48 wieder in Freistatt und ist 1948 zur
[»]Aufbaujugend[«] nach Bethel gegangen (Ju-63,
Brief vom 11.10.1948).
- 1939
beträgt
der Pflegesatz des Oberpräsidenten [des Provinzialverband
Westfalen-Lippe] Münster
für [»]Fürsorgezöglinge[«] 1,96
Mark. Kassenunterlagen Moorkanzlei Bestand
FR.
Frühjahr 1945
um die
50% der [unter
»Arbeitstherapie«
stehenden]
[»]Jugendlichen[«]
entweichen [aus Anstalt
Freistatt]. [Fremdländische
»Zwangsarbeiter«
dürfen bei Kriegsende in ihre
Heimat zurückkehren.] Archiv, Bestand
JU.
1945-1948
die
[»]Moorpension[«] ist mit deutschen Soldaten,
die aus Internierungslagern [der allierten Militärregierungen]
oder der Gefangenschaft entlassen [worden] sind und
Schwierigkeiten haben, weil sie [nach dem Zusammenbruch des
Dritten Reiches – seither so angesehenen:]
»anrüchigen
Organisation«
angehörten, belegt; im
[Freistätter]
Gemeindebüro werden
sie zum Teil mit einer neuen Identität (und
damit neuen Personalausweisen) versehen. Ein
neuer Anfang in der Tiefe, S. 20; Benad, Freistatt im
Nationalsozialismus, unveröffentlichtes Manuskript, S.
10.
1946
[Anstalt]
Freistatt ist für den
gesamten (Alt-)Kreis Diepholz die Sammelstelle
für NS-Schulbücher und -Verordnungen. telefonische
Mitteilung durch Stadtarchiv Lemförde,
17.2.1997.
1947
Torfaktion
für Einwohner und Flüchtlinge
aus Lemförde und Umgebung; sie
arbeiten bei der Torfgewinnung
mit und werden für sechstägige
Arbeit [im Moor]
mit je 18 Zentner
[Brenntorf]
entlohnt. telefonische
Mitteilung Stadtarchiv Lemförde, 22.5.97.
8.11.1948
Miss
Waite, Offizier der Militärregierung
für die Fürsorgeerziehung, verbietet das
Kurzschneiden der Haare nach Entweichen; das Verbot wird
mißachtet. JU-56; Gruppeninterview,
17.12.97.
1948
[Wirtschaftsunternehmen
Anstalt Freistatt:] Jahresproduktion
an Brenntorf 200.000 Zentner. Bericht
Gierth, S. 11.
1949
Jubiläum
50 Jahre [Anstalt]
Freistatt; 63.670
[»]Männer[«]
und [»]Jugendliche[»]
haben die Einrichtung
durchlaufen. Die Festpredigt hält Pastor Ernst
Wilm. blaue Chronik; Festpredigt in Mappe Chronik
Anstalt 1940-1949.
50er
Jahre
vorübergehend gibt es 6
Fürsorgeerziehungsheime [im
Areal von Anstalt Freistatt]:
[»]Moorhort[«],[»]Moorstatt[«],
[»]Moorburg[«] (unter diesem Namen waren nun die
beiden früheren Heime [»]Moorburg[«] und
[»]Moorhort[«] zusammengefaßt),
[»]Deckertau[«], [»]Wegwende[«] und ein
»offenes Heim« in [»]Heimstatt[«]. Chronik
Freistatt 1949-1951, Information Schwarz, 22.9.97.
9.4.1952
ein
Erlaß des niedersächsischen Kultusministeriums läßt
[»]körperliche
Züchtigung[«] in
Erziehungsheimen [in
Niedersachsen] nur noch in
»besonderen Ausnahmefällen«
zu. Archivunterlagen: Strafbestimmungen
1954-1960 JU-57.
September
1952
Hausväter-Konferenz
der deutschen
[bzw., aller deutschen]
[»]Arbeiterkolonien[«]
in [Anstalt] Freistatt. Kätzner, S. 362 ff; Archiv
KO-1.
5.7.1956
der 60jährige
frühere Polizist und nunmehrige Hilfserzieher Otto Schwandt
wird von zwei Jungen des Hauses [»]Moorburg[«], die
entweichen wollen, niedergeschlagen und stirbt in der
darauffolgenden Nacht an seinen Verletzungen; die Jugendlichen
werden in Verden wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu
langjähriger Jugendstrafhaft verurteilt. Manuskript
für den Bethel-Jahresbericht 1957; Mappe Chronik Freistatt;
Zeitungsausschnitte; Archiv GE-65.
19.2.1960
in
Absprache mit dem Landesjugendamt Hannover besichtigt eine
Gruppe von 21 Richtern und Staatsanwälten aus Niedersachsen
die Anstalt [Freistatt]. Mappe [»Fürsorge-Erziehung«]
F. E. Landesjugendamt Hannover 1960 JU-59.
1.3.1960
das
Landesjugendamt Hannover beanstandet die Verwendung
anderer Züchtigungsmittel außer dem Rohrstock
(Forkenstiel, Gabelstiel, Torflatte, Pantoffel,
Besenstiel). Strafakten.
Anfang
der 60er Jahre
Nach dem Vorbild der
Fürsorgeerziehung in der DDR wird in »Deckertau«
mit den Farbmarkierungen rot / blau / braun bei
den Zöglingen gearbeitet; die anderen Heime
[bzw., »Häuser« in Anstalt Freistatt, sowohl wie
auch andere Diakonische Anstalten und
Einrichtungen der Inneren Mission,
in West-Deutschland, es wird angenommen] hatten
andere Farben. Telefonische Mitteilung Matthias,
21.2.1997; Information Schwarz, 22.9.97; Information Heimer,
6.2.1998.
30.6.1961
[Die lang
erwarteten Novellen zum] Bundessozialhilfegesetz
[und besonders § 73 Abs. 2 und 3] – auch
[»]Bewahrungsgesetz[«]
oder [»]Bewahrungsregelung
des BSHG[«] genannt –
[vom 30. Juni 1961 konnte endlich verkündet
werden. Nach § 153 Abs. 1 BSHG trat dieses »epochale
Sozialgesetz« am 1.
Juni 1962 in Karft.]. Bartolomäi, S.
410.
11.8.1961
[Novellen zum]
Jugendwohlfahrtsgesetz. Bartolomäi,
S. 410.
1962 ff
Neubau des
[»]Jungenheimes[«] [»]Neuwerk[«] als
Ersatz für [»]Deckertau[«], Umbau der
[»]Heime[«] [»]Wietingshof[«] (früher
[»]Moorhof[«] und [»]Moorburg[«]) und
[»]Wegwende[«]; Abbruch des Hauses [»]Moorstatt[«]
(1968/69). Jubiläums-Broschüre 1974; Bericht
Lähnemann, 1980; [»]Gästeliste[«]
[»]Moorstatt[«]
[bzw., „Aufnahmebücher”
für jugendliche Anstaltsinsassen
/ Zwangsarbeiter
»Moorstatt«] in
[»]Wegwende[«]]
fortgeführt.
Januar 1962
[»]Haus
Neuwerk[«] bezogen; [»]Neuwerk[«] hat vier
getrennte Abteilungen: drei geschlossene, eine
halboffene. Jubiläums-Broschüre 1974;
mündliche Auskunft Grünenbaum, 15.12.97.
September
1964
die Herbst-Arbeitstagung
des »Zentralverbandes
deutscher Arbeiterkolonien« findet in
Freistatt statt. Ko-42.
1965
die
Förderung von Brenntorf wird eingestellt, der
Schwarztorfbagger verschrottet. Es wird nur noch Weißtorf
als Garten und Düngetorf gefördert. Bericht
Lähnemann, 1980.
1969
die
[»]Heilstätte[«] [»]Moorpension[«]
wird zum [»]Fachkrankenhaus Moorpension[«]. Brief
Ehepaar Schindler, vom 27.11.1997.
1969
Wegpflasterung
[von
Freistatt]
nach Heimstatt
[eine Strecke von 5 km,
angelegt durch die Arbeitskraft der
»Jungens«,
von denen keiner,
auch nicht in 1969,
für seine Arbeit entlohnt wurde]. Jubiläums-Broschüre
1974.
1969
die Kampagne
der [»]Studentenbewegung[«]
gegen die Fürsorgeerziehung
nimmt von [der geschlossenen Einrichtung]
[»]Staffelberg[«] (Hessen) ihren
Ausgang. Mannschatz, S. 130.
1970
[»]Nichtseßhafte[«]
in [Anstalt] Freistatt:…………………….267 [»]erziehungsbedürftige
Jugendliche[«] [in Anstalt
Freistatt]:..237 [»]führungsbedürftige
Erwachsene[«] [in Anstalt Freistatt]:….042 blaue
Chronik.
1.4.1971
Pastor Karl
Heinz Kämper, [»]Erziehungsleiter[«] (bis 1979);
[sehr, sehr langsamer] grundlegender Umbau des
gesamten [»]Erziehungsbereiches[«]. Jubiläums-Broschüre
1974; E-n-t-w-u-r-f Chronik I/86.
1972
Einrichtung
der ersten [»]Wohngemeinschaft[«] im
[»freiwilligen«] [»]Erziehungsbereich[«]
in [der Kreisstadt] Sulingen; damit beginnt ein [teilweiser]
Dezentralisierungsprozeß, der in gewisser Weise eine
Rückkehr zur [»]gemeindenahen Diakonie[«]
des 19. Jahrhunderts darstellt. E-n-t-w-u-r-f
Chronik I/86.
13. / 14.7.1973
die
[in 1901 errichtete] Moorkirche brennt ab; Ursache war
Brandstiftung durch zwei [»]Nichtseßhafte[«]. Zeitungsberichte,
auch zum Prozeß, im Archiv vorhanden, Photoarchiv,
Photosammlung Hügel.
17.4.1974
die
große Scheune in [»]Heimstatt[«] [im
Freistätter Areal] brennt ab; 106 Schweine kommen
um. Chronik Feuerwehr.
1974
zum
75jährigen Jubiläum wird errechnet, daß insgesamt
92.716 [»]Betreute[«]
[Anstalt] Freistatt
durchlaufen haben. Bericht Lähnemann,
1980.
September 1976
letzte
körperliche Züchtigung im
[»]Jugendbereich[«]
aktenkundig. Hefter
F. K. P. Fachbereichskonfenrenz Pädagogik 76/I JU-19.
27.
/ 28.3.1977
das Gebäude der Malerei und der
Maurerei brennt nieder. Chronik Feuerwehr.
1978
in
dem Buch »Treibjagd« [ –
] [Die Geschichte des Bejamin Holberg] [autobiographischer
Roman] von Michael Holzner (Hamburg 1978) [@ 1978 Margit
Holzner] [Die Originalausgabe erschien bei Hoffmann & Campe
Verlag, Hamburg] [Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch
Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, Oktober 1980] [780-ISBN
3-499 14622 3] [ – ] erscheinen
zwei Kapitel über Freistatt, die
[gemäß Wolfgang
Motzkau-Valeton] [»]grob
irreführende Angaben[«] enthalten;
fußend auf dem Buch wird auch ein Fernsehfilm gedreht. Buch
und Videokopie im [Bethel Haupt]Archiv vorhanden.
[
KLAPPENTEXT: Michael Holzner, 1943 geboren, lebte von
seinem sechsten Lebensjahr an in Fürsorge- und
Erziehungsheimen, in ständigem Wechsel zwischen
Ausbruchsversuchen und Wiedereinweisungen. 1970 wurde er zu acht
Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und nach sechs Jahren vorzeitig
entlassen. Während der Haft machte er seinen
Realschulabschluß und schrieb diesen autobiographischen
Roman. 1978 – inzwischen hat er Abitur gemacht, arbeitet
als Redakteur in einem Verlag und hat einen Studienplatz für
Sozialpädagogik bekommen – fällt der Justiz ein,
daß versäumt wurde, ihn für acht Jahre
zurückliegende Straftaten zu verurteilen. Trotz seiner
vollständigen Resozialisierung muß er diese Strafe nun
im offenen Strafvollzug verbüßen. 1979 erschien sein
zweites Buch «Alles anständige Menschen».
Benjamin
Holberg, zu hause unerwünscht, wird ins Heim abgeschoben. Er
lehrnt, sich zu wehren, um in der brutalen Anstaltswelt zu
überleben. Seinen Freiheitsdrang gibt er nicht auf. Immer
neue Fluchtversuche scheitern, und er gerät in einen
kriminellen Teufelskreis. Sein Mißtrauen gegenüber der
Gesellschaft, die so eine Entwicklung zuläßt, wächst
mit den menschlichen und sozialen Enttäuschungen, die er
erlebt.
Der Fall Michael Holzner, der durch die Presse
ging, beweist, daß dieser Roman Wirklichkeit ist. ]
[
Michael Holzner lebt heute – im Jahre 2005 – in
Hamburg. ]
4.3.1979
eine Feldscheune
in [»]Heimstatt[«] [im Freistätter Areal] brennt
ab. Chronik Feuerwehr.
19.5.1980
Brand
des in Holzbauweise aufgeführten Torfwerkes. Chronik
Feuerwehr.
17.8.1980
das
Obergeschoß des Jungviehstalls brent ab. Chronik
Feuerwehr.
16.9.1980
eine
landwirtschaftlich genutzte Remise in der von-Lepel-Straße
brennt nieder. Chronik Feuerwehr.
Oktober
1980
Beginn einer [»]neuen Arbeit[«] im
[»]Haus Neuwerk[«]: chronisch alkoholkranke Frauen
und Männer werden aufgenommen; erstmalig Frauen als
[»]Betreute[«]. Chronik
Gossing.
1982
Renovierung von
[»]Deckertau[«]. Chronik Gossing.
Dezember
1982
das neu errichtete
Torfwerk [für die
Verarbeitung von Weißtorf als Garten und Düngetorf]
wird in Betrieb genommen. Chronik
Gossing.
1.1.1983
die
[»]Kirchengemeinde Freistatt[«] wird
[»]Evangelisch-lutherische Anstaltgemeinde
Freistatt[«]. Chronik Gossing.
1983
aus
der »Anstalt Freistatt« werden die »Diakonischen
Heime Freistatt«. Chronik Gossing.
November
1985
bei [»]Betreuten[«] sind in [dem
gesamten Areal] Freistatt und seinen
[»]Außenstellen[«]
412 [»]Mitarbeiter[«] beschäftigt. E-n-t-w-u-r-f
Chronik I/86.
Dezember
1985
Einweihung des Umbaues von [»][Haus]
Neuwerk[«] (36 Plätze). E-n-t-w-u-r-f
Chronik I/86.
28.3.1990
der
Bundestag verabschieded das Kinder- und Jugendhilfegesetz, das
das [damalig schon mehrmalig »überarbeitete«]
Jugendwohlfahrtsgesetz von 1961 ablöst. Der Ring,
Oktober 1990 (Faszikel Presseberichte, 1991).
1.3.1990
neuer
Schafstall für ca 1000 Tiere; der Stall und die Schafherde
werden aus Spenden und Mitteln des Landes Niedersachsen
finanziert. Chronik Übersicht; Information
Schwarz, 22.9.97.
November 1991
im
[»]Sozialhilfebereich[«] werden normale
[»]versicherungspflichtige
Arbeitsverhältnisse[«]
eingeführt; Chronik
Gossing.
November
1991
[»]Arbeitsverhältnisse[«],
für die es nur
[»]Arbeitsprämien[«]
gibt, bleiben
für [»]behinderte[«]
und [»]schwächere[«]
[»]Bewohner[«]. Chronik
Gossing.
1.7.1993
Übergang
der Werkstätten und Betriebe des Sozialhilfebereiches [in
Anstalt Freistatt] zur
Freipro GmbH. Information Kruse
10.11.97.
Oktober 1993 die
»Diakonischen Heime Freistatt«
werden in »Diakonie Freistatt«
umbenannt. Chronik Gossing.
1995
die
Torfwirtschaft wird aufgegeben und das Torfwerk
geschlossen. Information Gossing,
31.1.97. ____________________________
Freistatt
Menschen – Land – Arbeiten Ein
historisches Bilderbuch [ Jubiläumsbroschüre zum
100. Jubiläum ] ISBN
3-922463-91-6 herausgegeben von:
Wolfgang Motzkau-Valeton, Bielefeld Bethel-Verlag, 1999
Seite
82, 1. Spalte
Das andere Ereignis is die
Schließung des Torfwerkes zum Ende
des Jahres 1995. Es beendete damit die für
Freistatt so bestimmte [»]Tradition
des Torfabbaus[«].
Zwar
verfügte Freistatt noch über abbauberechtigte
Torfvorräte bis zum Jahre 2030, aber
Abtorfung brachte wirtschaftlich nichts mehr.
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Letztlich
entscheidend war ein Verhandlungsergebnis mit der Landesregierung
[von Niedersachsen], die
uns
unter sofortigem Verzicht auf
Torfabbau mit einer nennenswehrten Summe entschädigte,
[…]
Auszüge aus dem Beitrag von
Pastor Dietrich von Bodelschwingh (Leiter in Freistatt
31.8.1990 – Theologischer Geschäftsführer der
Diakonie Freistatt 1990 bis 1999): "Freistatt seit
1990". ____________________________
1996
es
werden 9,50 DM Selbstverpflegungsgeld pro Tag für die
[»]Jugendlichen[«]
gezahlt. Auskunft Meier-Holtkamp, Herbst
1996.
1996
das Sozialamt zahlt
ca 16,20 DM pro Tag für einen [»]Obdachlosen[«]. Auskunft
Schneider, 10.12.96.
1996
Entweichungen
von [»]Jugendlichen[«]
kommen so gut wie überhaupt nicht
mehr vor. mündliche Auskunft
Meier-Holtkamp, Herbst 1996.
|