Sehr
geehrter Herr Remmers,
nachdem mir Ihre Akte aus dem Archiv
vorgelegt worden ist, habe ich Ihren Beitrag in unserem [ Diakonie
Freistatt ] Gästebuch wieder entfernt, da er einige Angaben
enthielt, die nicht der Wahrheit entsprechen.
Nicht bereits
am 11.02.1972 sondern erst am 16.3.1973 wurden Sie hier aufgenommen.
Sie erwecken den Eindruck, als hätten Sie die gesamten Jahre
ausschließlich im Moor arbeiten müssen. Ich denke, Sie
wissen daß das nicht der Wahrheit entspricht.
Sie kamen
als Schulverweigerer und Schulabbrecher nach Freistatt und hier wurde
Ihnen mehrmals die Chance geboten, einen Schulabschluß zu
schaffen. Nach diversen Schulverweisen konnten Sie schließlich
doch einen Abschluß [zu] erreichen. Im Moor haben Sie sicher
einige Male (Wochen oder allenfalls Monate) gearbeitet. Die
angebotene Lehrstelle als Bäcker haben Sie zweimal abgebrochen.
Im Herbst 1975 hat die Diakonie Freistatt an Ihre zuständigen
Jugendämter (Herne und Neumünster) den Antrag gestellt, den
Aufenthalt in Freistatt zu beenden, da Ihnen hier keine angemessene
Hilfe mehr angeboten werden kann. Sie sollten in ein
Lehrlingswohnheim in Neumünster vermittelt werden. Beide
Jugendämter haben den Antrag abgelehnt und den weiteren Verbleib
in Freistatt angeordnet. Schließlich wurden Sie auch nicht erst
mit Erreichen des 18. Lebensjahres, sondern bereits mindestens einen
Monat vorher in ein eigenes Zimmer in Wagenfeld mit einer
Arbeitsstelle in der Textilfabrik vermittelt, beides haben Sie
allerdings wenige Tage später auch wieder aufgegeben.
Wenn
Sie Interesse daran haben, schicken wir Ihnen gerne Ihre komplette
Akte als Fotokopie zu.
Unten setze ich noch einmal Ihren Text
aus dem Gästebuch ein.
Mit freundlichen
Grüßen W.Tereick
Diakonie
Freistatt Geschäftsführer Wolfgang
Tereick von-Lepel-Straße 27 27259
Freistatt [email protected] Telefon:
05448 / 8-8250
Beitrag im Diakonie Freistatt
Gästebuch
Peter Remmers aus Kiel schrieb am
09.01.2006 Wir waren "noch richtige Männer".
Es
ist der 11.02.1972. Das Thermometer zeigt -15 Grad. Hausvater
Klapproth schaut auf die Uhr .... wie immer um 7:00 Uhr auf dem
Hinterhof von Wegwende. Arbeitseinteilung war angesagt .....
Kartoffeln .... Kartoffeln, das wärs jetzt! Scheisse,
Günther und Jockel haben das grosse Loss gezogen. Ich darf mal
wieder ins Moor zum Sodensammler. Kartoffelnschälen wär mir
lieber gewesen. Schön warm. Naja .... vielleicht morgen ?
Das
Moor ist die Hölle .... die Schienen schwer und eiskalt.
Schon bei der Hinfahrt spür ich meine Füsse nicht mehr.
Eine Rauchen .... soll ja warm machen .... aber wie drehen ....
Finger in den Mund .... anhauchen ..... ah ... sie fangen an zu
kribbeln .... gutes Zeichen .... sie Leben noch.
Tag ein Tag
aus .... immer das selbe. Ein Monat löst den anderen ab.
Silvester 73, 74, 75, 76, 77.
Es ist Februar .... wieder so
arschkalt .... Egal, denn heute ist der 24. ..... Volljährig
.... geschafft ..... Ich habs geschafft.
Sorry Bruder Gossing
..... wir waren noch keine "richtigen
Männer".
[
Siehe auch die Wiedergabe dieses Beitrags und zusätzliche
Korrepondenz zwischen Peter Remmers und dem Betreiber dieser
Webseite, zu diesem Thema: @ 1.)
/Bethel-eigene_Anstalt_Freistatt_im_Wietingsmoor_-_Erziehungsziel---Arbeite_und_Bete.html @
2.)
/Bethel-eigene_Anstalt_Freistatt_im_Wietingsmoor_-_Erziehungsziel---Arbeite_und_Bete_No01.html @
3.)
/Bethel-eigene_Anstalt_Freistatt_im_Wietingsmoor_-_Erziehungsziel---Arbeite_und_Bete_No01.html
]
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