SZ-online – Sachsen im Netz: LEIPZIG (15.6.2004) – DER MEERANE PROZESS – Strafverfahren nach Vorlesung der Anklageschrift von der Chemnitzer Staatsanwaltschaft "beschleunigt" – einfach eingestellt. Einräumung des Auswegs einer minimalen Geldbuße zahlbar an die misshandelten Zöglinge (Heimkinder), ohne Schuldbekenntnis der Angeklagten.

Ursprünglich enthoben von Chemnitzer Morgenpost Dienstag, 15. Juni 2004
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Kinderheim-Prozess: Angeklagte sollen zahlen

MEERANE / LEIPZIG – Überraschung in Meerane: Unerwartet ging gestern der Prozess gegen vier Erzieher des früheren DDR-Spezialkinderheimes „Erich Hartung“ zu Ende. Die Angeklagten müssen Geldbußen zwischen 3500 und 6000 Euro an ehemalige Zöglinge des Kinderheims zahlen.

Den Erziehern war vorgeworfen worden, Kinder gequält und zum Teil auch sexuell missbraucht zu haben. Ein 29-jähriger Mann, der als Nebenkläger auftrat, war im Alter von zwölf Jahren in das Heim gekommen. Er sagte aus, dass Kinder dort mit Riemenpeitschen geschlagen worden seien. Obwohl ursprünglich 18 Verhandlungstage geplant waren, schlug der Staatsanwalt nach Verlesung der Anklageschrift vor, die Verfahren gegen Geldbußen einzustellen. So könne das Verfahren beschleunigt werden - zumal es schwer sei, nach fast zwanzig Jahren Licht in die Angelegenheit zu bringen. Die Verteidiger von drei Angeklagten stimmten dem Vorschlag zu. Sie betonten aber, dass ihre Mandanten damit keine Schuld einräumten. Ein Anwalt akzeptierte zwar die Einstellung des Verfahrens, die Geldbuße aber nicht. Richter Berthold Pfuhl betonte: „Hätten wir das Verfahren wie geplant durchgezogen, dann wären allenfalls Geldstrafen in geringem Umfang verhängt worden.“

© Chemnitzer Morgenpost 2004

[ Erstveröffentlichung auf dieser Webseite: 15. Juni 2004 ] [ Hauptüberschrift vom hiesigen Redakteur hinzugefügt ]