Misshandelte Zukunft. Heimerziehung und ihre Folgen. Schwarze Paedagogik.

Tatsachenbericht. In seinem Buch beschreibt der Autor Harry Graeber in der dritten Person als "Harry" seine Erziehung in Kinder- und Jugendheimen, in der er und seine Geschwister zwangsweise in bürokratischem Vorgehen eingeliefert werden.

Härte und Lieblosigkeit der Erzieher, Dressur und Fremdbestimmung ohne die Möglichkeit der Entwicklung eigener Verantwortlichkeit auch in den alltäglichen Verrichtungen lassen ein nur schwer überwindbares Trauma und Angst vor einem späteren eigenverantwortlichen Leben entstehen. Zudem wird auf einen familiären Zusammenhalt so weinig Rücksicht genommen, dass die Familie auseinandergerissen wird und es den Kindern unmöglich ist, überhaupt noch die Bedeutung einer Familie zu erkennen. (So redet der kleine Hardy seine Mutter, die ihn im Heim besucht, nur noch mit "Sie" an, weil er Gehorsam gelernt hat, dass man Erwachsene nicht duzen darf).

Der etwas ältere Hardy versucht – so wie vorher seine größeren Brüder auch zu entfliehen, wird jedoch wie seine Brüder wieder eingefangen. Mit eindringlicher Genauigkeit schildert der Autor, wie es zu dieser Situation der Familie kam und stützt sich dabei auch auf die Erinnerungen seiner Mutter und der größeren Geschwister, sowie auf eigene Recherchen. Es ist für ihn gleichzeitig die Suche nache seinem eigenen Ich: Flucht der Danziger Familie 1945, Flüchten zwischen Ost- und Westdeutschland, Leben in Lagern und Behelfswohunungen, die Mutter von acht Kindern alleinerziehend wegen der Kriegsverletzung des Vaters, die Verstärkung der Wurzellosigkeit und das Vorgehen der Bürokratie, das die Familie noch heute als drastischen Eingriff empfindet.

Das Buch ist erschienen im Dr. Gisela Lermann Verlag, Mainz und über den Buchhandel erhältlich.

Titel: Misshandelte Zukunft

Verlag: Erscheinungsdatum: Februar 2006 (Neuauflage) - Erschienen bei: pg-belletristik

ISBN: 3-927223-57-3