Der Betreiber dieser nichtkommerziellen Webseite ist der hoch-engagierte Martin Mitchell in Australien (ein ehemaliges “Heimkind” in kirchlichen Heimen im damaligen West-Deutschland)

Heimkinder-Überlebende berichten über Diakonie-Freistatt in den 50er Jahren.

Dieser Zeitungsbericht, entnommen vom Weser-Kurier vom 13. Juni 1999, wurde dem Betreiber dieser Homepage (der selbst in Freistatt war in den frühen 1960er Jahren) von einem anderen Freistatt-Opfer (der auch in Freistatt war in späten 1959er Jahren) aus Bremen zugeschickt. Freistatt im Wietingsmoor, im Landkreis Diepholz (im Hannoverschen), ist eine Teilanstalt der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bei Bielefeld, die damals auch – fortdauernd seit 1899 – das unausgebildete „Wachpersonal“ für diese Anstalt / Arbeiterkolonie in Niedersachsen zur Verfügung stellte.

„Moorhof zur Hölle“

Publizist Norbert Mehler über die 50er Jahre in Freistatt
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Von unserem Redaktionsmitglied Monika Felsing
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Freistatt/Malaga. Die Vergangenheit holt Norbert Mehler manchmal ein. Der Ehrendoktor der Philosophie lebt, in sicherer Entfernung zu norddeutschen Mooren, mit seiner Frau Elke in Malaga. Doch Berichte über das Jubiläum der Diakonie Freistatt versetzen ihn zurück in die späten fünfziger Jahre, rufen Erinnerungen an Gewalt und hilflose Wut in ihm wach.

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Norbert Mehler knapp ein Jahr vor Freistatt 1959.
Das Foto machte sein damaliges " Entführungsopfer" Elke Friedmann.


Norbert Mehler (59) lebt heute als Sachbuchautor in Spanien.
Das Jubiläum der Diakonie Freistatt weckt in ihm Erinnerungen
an eine schreckliche Zeit in der deutschen Jugendfürsorge.
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Der Sachbuchautor wählt harte Worte, um die Wirtschaftswunderzeit im Wietingsmoor zu beschreiben: „Braunblütige Sadisten durften ungehemmt weiter KZ spielen.“ Bei einem Fluchtversucht am 5. Juli 1956 schlugen zwei Jungen einen Hilfserzieher nieder. Der Mann starb an seinen Verletzungen, die Jungendlichen wurden zu langjähriger Haft verurteilt. „Hölle in Moorburg“ titelte „Bild“. An diese Schlagzeilen dachte Norbert Mehler noch häufig, als man ihn 1959 in das Heim einwies.

Sein Vergehen: Im Alter von 19 Jahren war er mit der 16jährigen Elke durchgebrannt, seiner späteren Ehefrau. Der junge Mann geriet in die Mühlen der Justiz. „Entführung mit Willen“ lautete der Vorwurf. Mehler: „Ein Delikt, das es heute nicht mehr gibt. Als quasi Schon-Erwachsener konnte man dafür mit maximal zwei Monaten Gefängnis oder mit bis zur ,Besserung‘ währender ‚Fürsorgeerziehung‘ bestraft werden.“

Für Norbert Mehler war es eine alptraumhafte Zeit. Das Freistatt jener Jahre kam ihm vor wie „der Moorhof zur Hölle“. Verzweifelt versuchte er zu entkommen. „Ich schluckte Glassplinter, um meinen Blindarm kaputtzukriegen und so über das Krankenhaus Diepholz eine bessere Fluchtchance zu bekommen als inmitten des Sumpfes.“

Unbequeme Jugendliche seien diesem Horror ausgesetzt gewesen, schreibt Mehler. „Und das waren nur zum Teil wirklich bereits Kriminelle, im übrigen Vernachlässigte und regelrecht Abgeschobene, Entwurzelte und Verzweiflungstäter, deren Biographien unschwer erkennen ließen, daß es eigentlich den Eltern an Erziehung, vor allem an Herzensbildung, gebrach.“

Für die Zöglinge sei die „Heimerziehung“ in Freistatt die Fortsetzung der heimischen Erziehung mit drastischeren, sadisterischen Mitteln gewesen.

Um in Freistatt eingesetzt zu werden, mußten Bethelsche Diakone vor allem einen abgeschlossenen Beruf nachweisen, zu Pädagogen sollten sie sich erst fortbilden. Einer der „Brüder“ zu Mehlers Zeit hatte Schuhmacher, ein anderer Schreiner gelernt. „Sie waren damit selbstredend prädestiniert, ‚Schwererziehbare‘ zurechtzuschustern, zu hobeln, zu feilen, zu schleifen. . . . “

An einen der „Hausväter“, wegen seiner Brutalität von den älteren Zöglingen „Himmler“ genannt, erinnert sich Norbert Mehler nur zu genau. „Man ist beim Torfschlüren – schleppen nassen Torfes in schweren Eisenkörben, zu zweit, im Laufschritt marsch. Er brüllt meinen Namen, mein Mitsklave und ich halten an. Ich nehme die Hände von den Tragestangen, um mich aufzurichten, und er schlägt zu: denn wir dürfen die Tragestangen ohne ausdrücklichen Befehl nicht loslassen! Sein Schlag fegt mir die Mütze vom Kopf, und schon knallt es wieder: denn wir dürfen nicht ohne Mütze angetroffen werden! Ich beeile mich also, meine Mütze aus dem Moordreck zu puhlen, in dem sie der ‚Hausvater‘ mittlerweile mit dem Stiefelabsatz genüslich hineingetreten hat. Und ich klatsche mir eilens das schmierige Etwas auf den Kopf, um nicht nochmals geschlagen zu werden.“ Die Lehre, die er daraus zog: „Nicht der Dreck ist dreckig, sondern wir sind der ‚Abschaum der menschlichen Gesellschaft‘.“


(Dieses Foto wurde nicht als Anteil dieses Artikels veröffentlicht, aber kommt von anderer Quelle.)
Jugendliche bei der Arbeit im Moor in Anstalt Freistatt — beim Torftragen und Torfmietenbauen (ca 1932/1937).

Anfang 1960 beanstandete das Landesjugendamt Hannover die Verwendung von Forken-, Besen- oder Gabelstielen, Pantoffeln oder Torflatten als „Züchtigungsmittel“, so steht es in der Dokumentation zur Geschichte der Diakonie Freistatt. Der Rohrstock darf im Einsatz bleiben. „Das war eine richtige Prügelkultur, auch unter den Jugendlichen“, bestätigt Wolfgang Motzkau-Valenton, Archivar der Diakonie Freistatt. „Wir wollen das überhaupt nicht beschönigen, die Verhältnisse waren die gleichen wie in anderen Fürsorgeeinrichtungen.“ Erst mit Pastor Heinz Kämper als Erziehungsleiter in den siebziger Jahren begann ganz allmählich eine neue Zeit.

Dreieinhalb Monate verbringt Norbert Mehler 1959 in Freistatt. Seine Erfahrungen verarbeitet er in „Deutschlands erstem Sing-Sing-Spiel“ („Knast“).

Das Stück wird im „münchener rationaltheater“ aufgeführt, in den späten sechziger Jahren, als Studenten bundesweit gegen die Fürsorgeerziehungsheime protestieren. Auch in dem Buch „Treibjagd“ von Michael Holzner (Hamburg 1978), das später fürs Fernsehen verfilmt wurde und laut Jubiläumschronik einige „grob irreführende Angaben“ enthält, erscheinen zwei Kapitel über Freistatt.

Der Zorn des 59jährigen Norbert Mehler über seine Behandlung im Wietingsmoor ist jung geblieben. „Mögen heute verantwortungsbewußtere Christspieler die Fäden ziehen“, schreibt er aus Malaga. „Aber wann immer wir einem Menschen begegnen, der in den fünfziger/sechziger Jahren Zögling in Freistatt war: Beglückwünschen wir ihn aufrichtig, falls es ihm gelungen ist, nicht kriminell zu werden!“

© Weser-Kurrier [Hansestadt Bremen], Germany, 1999

[ Erstveröffentlichung auf dieser Webseite: 8. Februar 2005 ]


Subindex Nr. 3

SPIEGEL-Buch: Schläge im Namen des Herrn
Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik
|
Buchauthor, Dokumentarfilmer und Fernsehjournalist: Peter Wensierski |
ISBN: 342105892X | Ab 07.02.2006 auch in Buchläden erhältlich.


HEIMKINDER-SCHICKSALE: "Wie geprügelte Hunde" - Von Peter Wensierski
Sie wurden geschlagen, erniedrigt und eingesperrt. Unter oft unvorstellbaren
Bedingungen wuchsen in den fünfziger und sechziger Jahren Hunderttausende Kinder und Jugendliche
in kirchlichen Heimen auf.
"Wir waren Zwangsarbeiter", sagen sie heute. Ein dunkles Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte


Freistatt – Wirtschaftsunternehmen – Teil II
Zweimalige Flucht eines jugendlichen Zwangsarbeiters aus Freistatt im Wietingsmoor
HOLZNER, MICHAEL – TREIBJAGD – Die Geschichte des Benjamin Holberg –
ein auf Fakten bassierender Roman über die Fürsorgeerziehung und ihre Folgen
in der Bundesrepublik Deutschland.
AUSZÜGE.


Freistatt – Wirtschaftsunternehmen – Teil I
Freistatt – Anstalt Freistatt – Diakonische Heime Freistatt – Diakonie Freistatt – Freistatt im Wietingsmoor – Betheler Zweiganstalten im Wietingsmoor – Arbeiterkolonie Freistatt – Arbeitsdienstlager Freistatt – Moorkolonie Freistatt –
“Zwangsarbeitslager Freistatt”
Was entspricht der Wahrheit, und was nicht?


Die wahre Geschichte der damaligen ANSTALT FREISTATT aufgedeckt und erstmalig im Internet veröffentlicht! ANSTALT FREISTATT, Torfgewinnungsgesellschaft im Bethel eigenen Wietingsmoor, ein privat-kirchliches Wirtschaftsunternehmen und Moorlager Arbeitserziehungslager / Arbeitszwangslager der Diakonie (1899-1991), das noch jahrzehntelang nach dem Zweiten Welt Krieg in der Bundesrepublik Deutschland angewendet wurde, wo 14 bis 21 Jahre alte “schwererziehbare” jugendliche deutsche Zwangsarbeiter systematisch getrimmt und auf das Schlimmste misshandelt wurden.

Kinderzwangsarbeit – Die Wahrheit über Kinder-Zwangsarbeit in Deutschland – z. B.,
Bethel-eigene Anstalt Freistatt im Wietingsmoor– Erziehungsziel : “Arbeite und Bete!”.
Seit 1899 bestehendendes, und heute weiterhin bestehendes, evangelisch-lutherisches
Wirtschaftsunternehmen – Diakonische Heime Freistatt – DiakonieFreistatt.de.vu


Kinderzwangsarbeit in Deutschland (1945-1985)
– Die Wahrheit über Kinder-Zwangsarbeit in Deutschland –
The truth about child slave labour in Germany
Die Evangelische Kirche in Deutschland sowie auch die Katholische Kirche in
Deutschland, war masiv daran beteiligt, und auch die damalig “grösste
Sozialhilfeeinrichtung Deutschlands”,
die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, waren masiv daran beteiligt


Anklagepunkte

Das Wirtschaftsunternehmen der Torfgewinnungsgesellschaft im Bethel eigenen Wietingsmoor, im Areal der ANSTALT FREISTATT, im Hannoverschen, in der Bundesrepublik Deutschland, und dessen jugendlichen deutschen Zwangsarbeiter, im Vergleich zu den jugendlichen – und auch älteren – deutschen Zwangsarbeitern im BREMISCHEN TEUFELSMOOR, ein Wirschaftsunternehmen der TurbaTorfindustrie G.m.b.H, im Dritten Reich. Was war der Unterschied? Das ersterwähnte wurde (von 1899-1991) von der Diakonie betrieben, das andere (von 1934-1945) vom Staat.

Tatorte schwerwiegender Misshandlung von Kindern und Jugendlichen
im Bethel eigenen Freistatt im Wietingsmoor:
Deckertau, Haus Neuwerk, Heimstatt, Moorburg, Moorhof, Moorhort, Moorpenison, Moorstatt, Wegwende, und Wietingshof.


Während sich die Bundesrepublik Deutschland im Wirtschaftswunder befand,
und begann Goldbarren in Manhatten Banken zu stapeln,
wurden Kinder und Jugendliche im ganzen Land in Heimen und Anstalten
meistens kirchlicher Trägerschaft auf das Schlimmste misshandelt,
geknechtet und ausgebeutet,
und dort nicht nur um ihre Kindheit und Jugendzeit gebracht,
aber dort auch um ihre Löhne und ihre ihnen später zustehenden Rentenanteile betrogen.


„Moorhof zur Hölle“ – Freistatt im Wietingsmoor in den 50er Jahren. Opfer über die damaligen Methoden in dieser Anstalt; berichtet mit Hilfe eines Zeitungsartikels der am 13.5.1999 im Weser-Kurier veröffentlicht wurde – das Jahr des 100. Jubiläumsfestes der Diakonie Freistatt.

Im Heim [ Anstalt Freistatt in den 70er Jahren ]: Gewalt und Zwang weitergehend auf der Tagesordnung. Schwerarbeit ohne Entlohnung in Bethel eigenen Betrieben fortgesetzt. Verpachtung der Zöglinge auch an umliegende Bauerhöfe ohne dass ihrerseits, oder von Seiten der Mutter-Anstalt Bethel, Sozialversicherungsabgaben entrichtet werden.

Bethel-eigene Anstalt Freistatt im Wietingsmoor – Erziehungsziel “Arbeite und Bete!”
Stellungnahme dazu eines weiteren Betroffenen, Peter Remmers (vom 12.01.2006):
“Freistätter Hölle!” – “Das Moor ist die Hölle!”
– Fünf Jahre hatte er dort verbringen müssen! –


Mail (vom 16.02.2006) des heutigen Geschäftsführers der Diakonie Freistatt,
Pastor Wolfgang Tereick, an den ehemaligen Freistatt Insassen, Peter Remmers,
worin der Herr Pastor die Ehrlichkeit des ehemaligen Zöglings in Frage stellt.
.


Ehemaliger Freistatt Insasse, Peter Remmers, am 16.02.2006, antwortete
dem heutigen Geschäftsführer der Diakonie Freistatt, Pastor Wolfgang Tereick,
auf dessen Anschuldigungen, vom 18.02.2006.
.


6. Stellungnahme von Pastor Wolfgang Tereick, Geschäftsführer Diakonie Freistatt, vom 04.03.2006
− in EVANGELISCHE WOCHENZEITUNG FÜR WESTFALEN UND LIPPE: UK "Unsere Kirche" −
folgend der Veröffentlichung des Buches "Schläge im Namen des Herrn".


Intensive Handarbeit im Moor in Anstalt Freistatt, damals – historische Bilder –
( im Oktober 1993 umbenannt in Diakonie Freistatt).
Virtueller Rundgang durch das damalige Freistätter Wietingsmoor in Niedersachsen


"ARBEITSTÜCHTIGKEIT" oder "ARBEITSUNTÜCHTIGKEIT"
"ARBEITSFLEISS", oder "ARBEITSUNLUST" / "FAULHEIT"
Die Innere Mission und ihre Rolle bei der Zwangssterilisation und den
nationalsozialistischen Krankenmorden.


BETHEL – Bedingte Menschenwürde: Das Fehlverhalten von Bethel,
der Diakonie, der Inneren Mission, und der Evangelischen Kirche,
zu verschiedenen Zeiten in ihrer Geschichte. – Das Schweigen brechen. –
Erinnern - Gedenken - Verantwortlich handeln.


Ehemaliger Bethel-Erzieher Paul Schäfer: Menschenretter
oder unverbesserlicher Gewohnheitsverbrecher? – Colonia Dignidad:
Erfolgsgeschichte Ewiggestriger – »Arbeit ist Gottesdienst«.
Maloche in der Schäfer eigenen Kolonie der Würde in Chile.


DEUTSCHER BUNDESTAG – 14. Wahlperiode – 06.11.2001
– Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Fraktion der PDS –
Erkentnisse der Bundesregierung über die Colonia Dignidad
deutsche Kolonie der Würde und Mildtätigkeitsverein– in Chile.


DEUTSCHER BUNDESTAG – 14. Wahlperiode – 13.11.2001
– Den Opfern der sogenannten Colonia Dignidad helfen –
Bundesregierung befasst sich mit der deutschen Kolonie der Würde, und Mildtätigkeitsverein, in Chile.


DEUTSCHER BUNDESTAG – 14. Wahlperiode – 13.11.2001 –
Bundesregierung beschliesst den deutschen Opfern der sogenannten deutschen
Colonia DignidadKolonie der Würde, in Chile, zu helfen.




Bitte nicht vergessen auch "Ehemalige Heimkinder" @ http://heimkinderopfer.blogspot.com zu besuchen.


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