Der Betreiber dieser Webseite ist der hoch-engagierte Martin Mitchell in Australien (ein ehemaliges “Heimkind” in kirchlichen Heimen im damaligen West-Deutschland)

e110 Crime Aktuell NEWS: LEIPZIG (15.6.04) – DER MEERANE PROZESS – DDR-Heimkinder Misshandlungsprozess gegen Zahlung der Angeklagten von minimalen Geldbußen eingestellt. Arrangement von der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen und der von Verteidigung akzeptiert. Die Opfer kamen dabei nicht zu Wort, und waren nicht erlaubt ihre mutmaßlichen damaligen Peiniger mit ihren Aussagen öffentlich zu konfrontieren. Und mit einer Entschuldigung für erlittenes Leid konnten sie schon garnicht rechnen.

Ursprünglich enthoben von e110 \ Crime Aktuell -
www.e110.de - Dienstag, 15. Juni 2004 -
Das Sicherheitsportal von Eduard Zimmermann

@
http://www3.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=62104

e110 Crime Aktuell NEWS 15.06.04 2DF

Verfahren eingestellt - Überraschende Wende in Prozess um Misshandlungen in DDR-Kinderheim

Leipzig (ddp-lsc). Der Prozess um Misshandlungen im DDR-Kinderheim Meerane ist überraschend eingestellt worden. Staatsanwaltschaft und Verteidigung einigten sich vor dem Landgericht Leipzig darauf, dass drei der vier Angeklagten lediglich Geldbußen zwischen 3500 und 6000 Euro an ihre Opfer sowie gemeinnützige Vereine zahlen müssen. Der vierte Angeklagte, der damalige Musiklehrer der Einrichtung, muss keine Strafe zahlen. Die Entscheidung ist jedoch nach Ansicht der Verteidiger nicht als Schuldeingeständnis zu werten.

Sexueller Missbrauch und Demütigungen

Die einstigen Erzieher und der Lehrer im Spezialheim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche waren angeklagt worden, von 1986 bis 1990 mehrere minderjährige Bewohner eingesperrt, geschlagen und gedemütigt sowie in einem Fall sexuell missbraucht zu haben.

Der Vorsitzende Richter Berthold Pfuhl räumte ein, dieser Prozessausgang sei für einige Beobachter verwunderlich. Er begründete die Entscheidung allerdings mit der Länge der Zeit, die die Taten zurückliegen und der seit neun Jahren andauernden juristischen Auseinandersetzung ohne Urteil. Den Geschädigten blieben dadurch auch «unangenehme Konfrontationen», «schwierige persönliche Befragungen» und auch Überprüfungen der eigenen Glaubhaftigkeit erspart. Zudem erführen sie durch die Geldbußen der Angeklagten teilweise Genugtuung. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht und der Bundesgerichtshof eine Verjährung der Taten verneint hatten, ist dieses Problem nach Ansicht Pfuhls «nicht unproblematisch».

Der heute 29-jährige Hauptbelastungszeuge und ehemalige Heiminsasse Mario S. äußerte sich sehr enttäuscht über den Ausgang des Verfahrens. Es sei eine «bodenlose Frechheit», dass er mit Geld abgespeist werde und die Angeklagten ihre Schuld nicht hätten eingestehen müssen. Die Nebenkläger, die keine juristischen Einspruchmöglichkeiten gegen die Verfahrenseinstellung haben, sehen in der überraschenden Wendung dennoch ein Schuldeingeständnis.

Eingesperrt in eine Kellerzelle

In der Anklageschrift war den ehemaligen Erziehern und dem früheren Musiklehrer des Heims unter anderem die Verletzung ihrer Erziehungspflichten zur Last gelegt worden. Eine Frau wurde beschuldigt, Mario S. bereits bei seiner Ankunft misshandelt zu haben. Sie soll unter anderem dessen Kopf ins Toilettenbecken gehalten haben, weil dieser seine Personalien nicht angeben wollte. Zudem soll der heute 29-Jährige von den Angeklagten mehrfach in eine Kellerzelle gesperrt, getreten und mit einer Peitsche oder einer Gitarre geschlagen sowie von einem der Beschuldigten sexuell missbraucht worden sein. Einer der Beschuldigten war 1990 zum Leiter des Heimes aufgestiegen. Ein weiterer ist auch heute noch in der Einrichtung, einem diakonischen Kinderheim, tätig.

Staatsanwalt Alexander Winterhalter bestritt, einen «Kuhhandel» mit der Verteidigung eingegangen zu sein. Vielmehr sehe er dies als Möglichkeit, den Opfern Genugtuung zu verschaffen. Mit einem mehrmonatigem Verfahren wäre auch ihnen nicht geholfen gewesen. Zudem müssten Kosten und Nutzen angesichts knapper Ressourcen der Justiz gegeneinander abgewogen werden. Ursprünglich sollte der Prozess, für den 48 Zeugen geladen waren, bis Oktober dauern.

AKTENZEICHEN XY
15.06.2004 Ster

© Securitel Film + Fernsehproduktions- und Verlagsgesellschaft m.b.H.

[ Erstveröffentlichung auf dieser Webseite: 15. Juni 2004 ] [ Hauptüberschrift vom hiesigen Redakteur hinzugefügt ]

Wichtiger Hinweis: Diese Seite wird ziemlich häufig aktualisiert. Damit Sie immer die aktuellsten Beiträge präsentiert bekommen, raten wir Ihnen, bei jedem Besuch dieser Seite auf Ihrem Browser den "refresh/aktualisieren" - Button zu drücken!


Home Impressum Kontakt Zurück nach oben