Der Betreiber dieser nichtkommerziellen Webseite ist der hoch-engagierte Martin Mitchell in Australien (ein ehemaliges “Heimkind” in kirchlichen Heimen im damaligen West-Deutschland)

Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
versichert ehemaligen Heimkindern, die in damaligen Heimen der Inneren Mission, bzw. der Diakonie
erzogen und ausgebildeten worden sind, dass die Diakonie "jeden dabei unterstützen" wird
"seine Akten einzusehen". "Wir haben kein Interesse, etwas unter den Tisch zu kehren.", sagt er,
in einem Interview, dass er im
chrismon PLUS - das evangelische Magazin - 06/2006
(auf Seite 47) Anfang Juni 2006 gegeben hat. Die Fragen stellte Burkhard Weitz.



chrismon PLUS – das evangelische Magazin – 6/2006

"Überfüllte Heime,
traumatisierte Kinder und Erzieher,
die direkt aus dem Krieg kamen"


Jürgen Gohde ist Präsident
des Diakonischen Werkes
der Evangelischen Kirche
in Deutschland

CHRISMON: Auch in evangelischen Jugendheimen herrschten in den Fünfzigern heillose Zustände. Warum bitten Sie nicht um Entschuldigung, Herr Gohde?
JÜRGEN GOHDE:
Das Unrecht an den Menschen, das geschehen ist, muss einem unendlich leidtun. Man muss das aufarbeiten. Wir haben kein Interesse, irgendetwas unter den Tisch zu kehren. Unsere Archive sind offen. Wir werden jeden dabei unterstützen, seine Akten einzusehen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass eine Entschuldigung von mir den Menschen wirklich hilft. Das wäre zu einfach. Es kommt darauf an, dass der Begegnungs- und Versöhnungsprozess vor Ort, in den Einrichtungen in Gang kommt, indem sich die heute Verantwortlichen mit den Opfern von damals an einen Tisch setzen. Gewalt hat damals ihren Ort mitten in der Gesellschaft gehabt.

Fühlen sich die Einrichtungen nicht im Stich gelassen, wenn Sie die Bitte um Entschuldigung nicht selbst aussprechen?
GOHDE:
Im Gegenteil, sie selbst halten diesen Weg für sinnvoll.

Wie stellen Sie sich diesen Weg vor?
GOHDE:
Wir werden auf gar keinen Fall Dinge tun, die zu Lasten der Betroffenen gehen. Wir sagen den Heimen, dass sie, so gut es geht, Akteneinsicht gewähren mögen. Eine Akte, die gegen uns spricht, ist besser als eine verloren gegangene Akte! Wir sagen auch: Wenn ihr Festschriften veröffentlicht, lasst diese Zeit nicht aus!

Fürchten Sie Entschädigungsforderungen?
GOHDE:
Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, dass auf Weisungen und systematisch Unrecht begangen wurde. Wo es sich um Übergriffe und Verletzungen von Menschen handelt, sind die Einrichtungen auf der Ebene von Begegnung, Aufarbeitung und Entschuldigung gefragt. In dem Zusammenhang wird es auch darum gehen, welche Rentenansprüche ehemalige Heimkinder nachträglich aus geleisteter Arbeit geltend machen können, denen im Rentenverlauf entsprechende Zeiten fehlen. Dafür haben diakonische Einrichtungen bereits Bescheinigungen ausgestellt.

In Irland wurden Heimbetreiber gerichtlich zu Entschädigungen verurteilt.
GOHDE: Das deutsche Opferentschädigungsgesetz legt die Hürden höher. Ich wehre mich gegen Schwarz-Weiß-Malerei. Wir brauchen eine wissenschaftliche Aufarbeitung, was wirklich passiert ist. Wir werden ohne jede Beschönigung alles wahrnehmen.

Ist Peter Wensierskis Buch keine genaue Untersuchung?
GOHDE:
Das Buch lässt persönlich Betroffene sprechen. Es trägt dazu bei, dass Menschen das Lebensschicksal von Heimkindern und ihr Leid überhaupt wahrnehmen. Das ist wichtig. Ich bin froh, dass es das Buch gibt. Es bricht ein Tabu. Aber es ist keine systematische Analyse.

Hat sich die Diakonie bislang um das Thema gedrückt?
GOHDE:
Die Diakonie weist schon seit langem auf die Problematik der Heimkinder hin. In Freistatt haben sich die Verantwortlichen schon Mitte der fünfziger Jahre gefragt, ob sie denn die Arbeit weiterhin tun sollen und dürfen angesichts knappen Geldes, angesichts von Erziehern, die an der Zumutbarkeitsgrenze gearbeitet haben. Die Öffentlichkeit hatte kein Interesse an dem Thema, auch nicht an der Konzeptionsveränderung in unserer Erziehung. Und das Desinteresse hält ja weiter an. Heute wird, gegen unseren Rat, der Ruf nach härteren Strafen und Wegsperren vereinzelt wieder laut. Grundsätzlich sind aber die Erziehungstraditionen der fünfziger und sechziger Jahren in Deutschland noch so gut wie gar nicht aufbereitet. Deshalb gehen wir nun systematisch an das Thema ran.

Die meisten Heime waren kirchlich. Fällt damit nicht die Hauptverantwortung auf Caritas und Diakonie?
GOHDE:
Dann müssen Sie auch nach der Verantwortung von Richtern und Jugendämtern fragen. Wir haben die Heimaufsicht in der heutigen Form erst seit 1961. Sie wurde auch dann nicht sehr intensiv betrieben. Wensierski spricht von Hunderttausenden Heimkindern, aber er unterscheidet nicht zwischen der freiwilligen Heimerziehung und der Fürsorgeerziehung in geschlossenen Heimen. Die meisten Kinder waren in der Heimerziehung. Wer jetzt nach Bescheinigungen für nicht eingezahlte Rentenversicherungsbeiträge fragt, war im Bereich der Fürsorgeerziehung. Wir werden die Zahlen wissenschaftlich aufarbeiten. Dafür veranstalten wir eine Tagung in Berlin. Außerdem geben wir eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag. Wir haben bereits Studien über die Rolle der Diakonie bei den Zwangsarbeitern vorgelegt, die uns viel Anerkennung einbrachten. Das machen wir nun ganz ähnlich.

Wie konnten christliche Heime so brutal werden?
GOHDE:
Es gab eine Fülle von verpassten Chancen. Man darf nicht vergessen: Das antiautoritäre Erziehungsmodell von Summerhill begann schon in den zwanziger Jahren mit der "Neuen deutschen Schule" in der Künstlerkolonie Hellerau bei Dresden. In den dreißiger Jahren kam das Leitbild der Sittlichkeitserziehung und das Ordnungsideal auf, dazu die Distanzierung von demokratischen Modellen. Die Diakonie hat all das sicher mehr vorangetrieben als andere. Von 1935 bis 1955 fiel die Ausbildung der Erzieher für die kirchlichen Einrichtungen faktisch aus. Da klafft eine Lücke von zwanzig Jahre. Hinzu kamen restaurative Tendenzen in der Pädagogik der fünfziger Jahre. Und es galt, die Kriegsfolgen zu bewältigen. Die Notversorgung mit völlig überfüllten Heimen, traumatisierte Kinder und Erzieher, die direkt aus dem Krieg gekommen waren. Die kamen quasi von der Straße und fingen gleich an zu arbeiten. Niemand fragte, was sie im Krieg gemacht haben und ob sie eine adäquate Ausbildung haben. Es war kaum Geld da. In den sechziger Jahren wusste jeder: Das geht nicht so weiter. Aber außerhalb von Fachkreisen hat das kaum jemanden interessiert. Da waren vor allem Wirtschaftswunder und Vergessen angesagt.

DIE FRAGEN STELLTE BURKHARD WEITZ


[ Erstveröffentlichung auf dieser Webseite: 18. Juli 2006 ]


Subindex Nr. 12

Stellungnahme vom 07.03.2006 von dem Bethel-Sprecher Jens U. Garlichs zu dem
damaligen Unrecht in der Heimerziehung und den Missständen in der Bethel
Einrichtung Diakonie Freistatt nach dem 2. Weltkrieg, die Bethel "schon lange dabei"
sei "aufzuarbeiten" und "öffentlich zu machen".


Bethels DRITTE offizielle öffentliche Stellungnahme,
vom 21. Februar 2006, hervorgerufen durch einen Gästebucheintrag,
an diesem Tag, im Gästebuch von Bethel, von Jörg Schmidt aus Juist-Soltau,
einem wohlwollenden langjährigen Unterstützer von Bethel.
Stellungnahme von Bethel-Presse-Sprecher Jens U. Garlichs.


Undatierte öffentliche Stellungnahme der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel,
anscheinend durch ihren Bethel-Presse-Sprecher Jens U. Garlichs,
anscheinend erstmalig auf der Bethel-Webseite veröffentlicht ca Mitte März 2006.


In Bezug auf das SPIEGEL-Buch „Schläge im Namen des Herrn“ –
Stellungnahme von Pfarrer Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes
der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Interview: Katharina Sperber, Frankfurter Rundschau, 07.03.2006 | child slave labour


Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
über die Kritik an der Heimerziehung auch in diakonischen Einrichtungen der Nachkriegsjahre.
Interview in dem Magazin zeitzeichen - Ausgabe 4/2006 (auf Seite 41-42) -
Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft. Die Fragen stellte Kathrin Jütte.


Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
versichert ehemaligen Heimkindern, die in damaligen Heimen der Inneren Mission, bzw. der Diakonie
erzogen und ausgebildeten worden sind, dass die Diakonie "jeden dabei unterstützen" wird
"seine Akten einzusehen". "Wir haben kein Interesse, etwas unter den Tisch zu kehren.", sagt er,
in einem Interview, dass er im chrismon PLUS - das evangelische Magazin - 06/2006
(auf Seite 47) Anfang Juni 2006 gegeben hat. Die Fragen stellte Burkhard Weitz.


Aktuelle Ausgabe "Diakonie Report" ( Innere Mission, München ) Nr. 35 - 2006 –– ( Seite 7 ):
"Systematische Misshandlungen gab es nicht
[ in der evangelischen Heimerziehung ]",
meint Michael Häusler, Leiter des Archivs des Diakonischen Werkes
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).


EVANGELISCHER ERZIEHUNGSVERBAND IN DAMAGE CONTROL:
Bundesverband Evangelischer Einrichtungen und Dienste e. V. regt an und
gibt Ratschläge wie man mit Betroffenen damaliger Misshandlungen und
Traumatisierungen in eigenen Einrichtungen umgehen sollte und möglichen
von Betroffenen ausgehenden Rechtsansprüchen aus dem Wege gehen könnte.


Bischof Dr. Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) äußerte sich innerhalb seines Vortrages am 10.03.2006
in Dortmund − zu den damalig auch in Heimen und Erziehungsanstalten
in evangelischer Trägerschaft angewendeten Gewaltmethoden.


Vereinsberater Michael-Peter Schiltsky: Verein ehemaliger Heimkinder e. V.
Schiltsky ist Heimkind der Wirtschaftswunderzeit, ein geschundenes,
ein missbrauchtes Kind. Und er hat, als einer von ganz, ganz wenigen
der vielen Heimkinder der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik,
das Abitur geschafft und studiert.
Vorgestellt vom Täglicher Anzeiger
(Kreis Holzminden) am 25.03.2006.


Vom Verein ehemaliger Heimkinder e. V. im Internet veröffentlichte
offizielle öffentliche Stellungnahme der EKD vom 22. März 2006,
in Antwort auf ein Schreiben des Vereins – Anfang Februar 2006 –
an den Ratsvorsitzenden der EKD Bischof Dr. Wolfgang Huber.

( Das Vereinsschreiben selbst, an die EKD – bzw. an den Ratsvorsitzenden der EKD Bischof Dr. Wolgang Hunber –
ist leider bisher noch nirgens veröffentlicht worden
)

Der Spiegel, 16/2006 – Späte Reue – Kirchen unter Erklärungsdruck
zur Geschichte der Heimerziehung und schwarzen Pädagogik
in der Bundesrepublik Deutschland.


Das katholische DOM Nr. 23 – 4. Juni 2006 – Seite 20 – ERZBISTUM Paderborn.
Scherfede: St. Johannisstift organisierte Fachtagung zur Heimerziehung.
Katholische DOM-Magazin Artikel-Überschrift: »Wer nicht lieb war, kam ins Heim«.


Westfalen-Blatt Nr. 122 – Dh11 – LOKALES – 27./28. Mai 2006 – Seite 00 – Paderborn.
Scherfede: St. Johannisstift stellt sich der Vergangenheit.
Tagung zum Thema Heimerziehung mit Betroffenen.
Fachtagung zur »Historie der Heimerziehung«.


„Beispiel für pädagogische Fehler“
Kinder- und Jugendhilfe St. Johannisstift setzt sich mit Heimerziehung auseinander
Westfälische Nachrichten – berichtet von Anja Sparbrod – Mai 2006.


Pfarrer Wolfgang Wagner von der evangelischen Akademie Boll nimmt Stellung
zur Heimerziehung im Nachkriegsdeutschland (BRD) (Westdeutschland),
dem SPIEGEL-Buch “Schläge im Namen des Herrn”,
und zu den Aussagen von Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes, dazu.


Leserbrief von Pfarrer Dierk Schäfer – Akademie Boll – 14.03.2006 – und
seine persönliche Stellungnahme zu der im Nachkriegsdeutschland (in der BRD)
in der Heimerziehung weiter fortgeführten “Schwarzen Pädagogik der Nazis” |
sein persönlicher Aufruf zur Aufarbeitung der Geschichte, und zum Sühne tun –


Offener Brief von Pfarrer Dierk Schäfer – Akademie Boll – 12.04.2006 – an
Pfarrer Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche
in Deutschland, worin Pfarrer Dierk Schäfer, u. a., ganz besonders darauf hinweisst,
dass zu einer umfassenden Aufarbeitung der Mißstände
in den Nachkriegs-Heimen Westdeutschlands,
auch eine Neubewertung des Tuns, Wirkens und Handelns von Johann-Hinrich Wichern,
Gründer der Inneren Mission und Vater des damaligen Rettungshausgedanken, gehört.


CARITAS-Präsident Peter Neher im Spiegel-Interview: “Es tut mir leid!”
Präsident der deutschen Caritas, Peter Neher, fordert einen
offeneren Umgang mit einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte:
die Geschichte der Heimerziehung im Nachkriegsdeutschland.


Offener Brief an die Deutsche Bischofskonferenz am 6. März 2006.
Appell des Verein ehemaliger Heimkinder e. V. an die Deutsche Bischofskonferenz.
Michael-Peter Schiltsky : Im Auftrag des Vorstandes : Verein ehemaliger Heimkinder e. V.


Caritas stellt sich Diskussion um Heimerziehung der Nachkriegszeit,
während welcher Zeit "Strafe statt Pädagogik" und "intensive Arbeitseinsätze"
auch in Heimen und Anstalten katholischer Orden – unter der Führung der verschiedenen
Diözesan Caritasverbände in der BRD, bzw. der "Caritas", an der Tagesordnung waren.
Kurzfristige Terminansage am 18.09.2006 für ein Termin am 25.09.2006 in Münster.


Kommentar (vom 18.03.2006) zur “Aufarbeitung der damaligen Heimerziehung”
von Jürgen Sauer – Presse- und Öffentlichkeitsreferent beim Diözesan-Caritasverband
für das Erzbistum Paderborn und Mitglied der Redaktion von "Caritas in NRW"
und "Caritas in NRW – AKTUELL”.


Bücher von Bethel – v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel – oder von der
Inneren Mission, der Diakonie, oder von der Evangelischen Kirche in Deutschland
selbst in Auftrag gegebene Veröffentlichungen,
angeblich zur Aufarbeitung ihrer Geschichte,
und angeblich ganz besonders auch zur Aufarbeitung ihrer Geschichte
im Umgang mit Kindern und Jugendlichen
in der diakonischen Heimerziehung der Nachkriegszeit
(d. h. “der diakonischen Heimerziehung” nach dem Zweiten Welkrieg,
während dem Wirtschaftswunder Westdeutschlands).
Wo sind diese angeblichen “Aufarbeitungen der Geschichte
der diakonischen Heimerziehung
der Nachriegszeit” zu finden ?


Einige weiterhin an einigen Stellen im Internet bestehen bleibende
zu der Zeit notwendige öffentliche Bekanntgebungen
von Martin Mitchell aus Australien, nachdem Bethel und die Diakonie
Freistatt und die Evangelische Kirche in Deutschland im August 2003
begann zu zensieren und zu blockieren.




Bitte nicht vergessen auch "Ehemalige Heimkinder" @ http://heimkinderopfer.blogspot.com zu besuchen.


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