Relevante Auszüge aus
http://www.ilo.org/public/german/standards/relm/
ilc/ilc93/pdf/rep-i-b.pdf
Bericht des Generaldirektors
Eine globale Allianz gegen Zwangsarbeit
Gesamtbericht im Rahmen der Folgemaßnahmen zur Erklärung der IAO über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit
INTERNATIONALE ARBEITSKONFERENZ - 93. TAGUNG 2005
Bericht I (B) (Rev.)
INTERNATIONALES ARBEITSAMT - GENF
@ S. 5ff
TEIL I
Verständnis und Messung der Zwangsarbeit
in der heutigen Zeit
1. Zwangsarbeit: Definitionen und Konzepte
[ ………. ]
Bestimmung der Merkmale von Zwangsarbeit
12. […] Die andere grundlegende IAO-Urkunde, das Übereinkommen (Nr. 105) über die Abschaffung der Zwangsarbeit, 1957, bestimmt, daß Zwangsarbeit niemals für Zwecke der wirtschaftlichen Entwicklung oder als Mittel politischer Erziehung, als Maßnahme der Diskriminierung, als Maßnahme der Arbeitsdisziplin oder als Strafe für die Teilnahme an Streiks eingesetzt werden darf (Article 1). […]
13. […] Zwangsarbeit stellt eine schwere Menschenrechtsverletzung und Einschränkung der menschlichen Freiheit dar, wie sie in den einschlägigen IAO-Übereinkommen und in anderen internationalen Instrumenten über Sklaverei, sklavereiähnliche Praktiken, Schuldknechtschaft oder Leibeigenschaft definiert wird.
14. Die IAO-Definition der Zwangsarbeit umfaßt zwei grundlegende Elemente: Die Arbeit oder Dienst-leistung wird unter Androhung einer Strafe verlangt und sie wird unfreiwillig verrichtet. […] Bei der [angedrohten] Strafe braucht es sich nicht um strafrechtliche Maßnahmen zu handeln, sondern sie kann auch die Form eines Verlustes von Rechten und Privilegien annehmen. […]
[ ………. ]
16. […] Eine Zwangsarbeitssituation wird jedoch durch die Art der Beziehung zwischen einer Person und einem "Arbeitgeber" und nicht durch die Art der verrichteten Tätigkeit bestimmt, wie schwer oder gefährlich die Arbeitsbedingungen auch immer sein mögen. Auch ist die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der Tätigkeit gemäß der innerstaatlichem Gesetzgebung [oder ein privates Arrangement oder eine Dispensation die Unrecht-mäßigkeit zu dulden] nicht maßgeblich für die Bestimmung, ob es sich um erzwungene Arbeit
handelt oder nicht. […] Auch braucht eine Tätigkeit nicht offiziell als "Wirtschaftstätigkeit" anerkannt zu werden, um unter den Begriff "Zwangsarbeit" fallen zu können. So wird ein kindlicher oder erwachsener Bettler [Knecht, Diener oder Putzer], der unter Zwang tätig ist, als Zwangsarbeiter angesehen.
[ ………. ]
Ein universelles Konzept mit innerstaatlichen
Abweichungen
29. Ein wesentliches Prinzip, daß Maßnahmen gegen Zwangsarbeit zugrunde liegt, besteht darin, daß diese Praxis als ein schweres Verbrechen behandelt werden muß. Wie in dem ersten einschlägigen Übereinkommen der IAO klar festgestellt wird, ist die illegale Auferlegung von Zwangsarbeit unter Strafe zu stellen, und die Mitglieder, die das Übereinkommen ratifizieren, sind verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die ergriffenen Strafmaßnahmen wirksam sind und streng vollzogen werden (Artikel 25). […]
30. […] In allen Gesellschaften besteht ein Risiko flagranter Formen von Zwangsarbeit, bei denen sowohl die einzelnen Opfer als auch die einzelnen Täter ermittelt werden können. In solchen Fällen müssen die Täter mit der vollen Härte des Gesetzes als Verbrecher bestraft werden. Die Opfer [von Zwangsarbeit] müssen durch Rechtsvorschriften, Maßnahmen und Programme unterstützt werden, und sie müssen in den Genuß von geeigneten Rehabilitationsmaßnahmen kommen und Arbeit mit angemessener Entlohnung erhalten.
[ ………. ]
Und um noch einmal besonders hervor zu heben
@ S. 6 - Box 1.1
Ermittlung von Zwangsarbeit in der Praxis
Fehlende Einwilligung in die (Unfreiwilligkeit der) Arbeit (der "Weg" in die Zwangsarbeit)
● "Sklaven"- oder Schuldknechtschaftsstatus aufgrund von Geburt/Abstammung
● Verschleppung oder Entführung
● Verkauf einer Person an jemand anders
● Inhaftierung am Arbeitsort - in Gefängnis oder in privater Haft
● Psychologischer Zwang, d.h. ein Arbeitsbefehl, verstärkt durch eine glaubwürdige Androhung einer Strafe bei Nichtbefolgung des Befehls
● Herbeigeführte Verschuldung (durch Buchfälschung, überzogene Preise, Wertminderung der erzeugten Güter oder Dienstleistungen, Wucherzinsen usw
● Täuschung oder falsche Versprechungen hinsichtlich der Art und Bedingungen der Arbeit
● Einbehaltung und Nichtzahlung von Löhnen
● Einbehaltung von Ausweisen oder anderen wertvollen persönlichen Sachen
Androhung einer Strafe (das Mittel, um jemanden in Zwangsarbeit zu halten Tatsächliche oder glaubwürdige Androhung von:
● Körperliche Gewalt gegen den Arbeitnehmer oder Familienangehörige oder enge Mitarbeiter
● Sexuelle Gewalt
● Übernatürlichen Vergeltungsmaßnahmen
● Freiheitsentzug oder sonstiger Inhaftierung
● Finanziellen Strafen
● Denunzierung bei den Behörden (Polizei, Einwanderungsbehörden usw) und Abschiebung
● Entlassung aus der derzeitigen Beschäftigung
● Ausschluss von künftiger Beschäftigung
● Ausschluss aus dem gemeinschaftlichen und sozialen Leben
● Entzug von Rechten oder Privilegen
● Entzug von Nahrung, Unterkunft oder sonstigen Notwendigkeiten
● Versetzung an einen Arbeitsplatz mit noch schlechteren Arbeitsbedingungen
● Verlust des sozialen Status
|
Relevant extracts from
http://www.ilo.org/dyn/declaris/DECLARATION
WEB.DOWNLOAD_BLOB?Var_DocumentID=5059
Report of the Director-General
A global alliance against forced labour
Global Report under the Follow-up to the ILO Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work 2005
INTERNATIONAL LABOUR CONFERENCE - 93rd Session 2005
Report I (B)
INTERNATIONAL LABOUR OFFICE - GENEVA
@ p. 5 at all
PART I
Understanding and measuring forced labour today
1. Forced labour: Definition and concepts
[ ………. ]
Defining characteristics of forced labour
12. […] The other fundamental ILO instrument, the Abolition of Forced Labour Convention, 1957 (No. 105), specifies that forced labour can never be used for the purpose of economic development or as a means of political education, discrimination, labour discipline, or punishment for having participated in strikes (Article 1). […]
13. […] Forced labour represents a severe violation of human rights and restriction of human freedom, as defined in the ILO Convention on the subject and in other related international instruments on slavery, practices similar to slavery, debt bondage or serfdom.
14. The ILO's definition of forced labour comprises two basic elements: the work or service is exacted under the menace of a penalty and it is undertaken involuntarily. […] The penalty [threatened] does not need to be in form of penal sanctions, but may also take the form of a loss of rights and privileges. […]
[ ………. ]
16. […] However, a forced labour situation is determined by the nature of the relationship between a person and an “employer”, and not by the type of activity performed, however hard or hazardous the conditions of work may be. Nor is the legality or illegality under national law [or by private arrangement or dispensation to tolerate the illegality] of the activity relevant to determining whether or not the work is forced. […]
Similarly, an activity does not need to be recognised officially as an "economic activity" for it to fall potentially within the ambit of "forced labour". For example, a child or adult beggar [farm-hand, servant or cleaner] under coercion will be considered as being in forced labour.
[ ………. ]
A universal concept with national variations
29. An essential principle underpinning action against forced labour is that this practice must be treated as a serious crime. As clearly established in the ILO's first Convention on the subject, the illegal exaction of forced labour shall be punishable as a penal offence. And it shall be an obligation on any Member ratifying the Convention to ensure that the penalties imposed by law are really adequate and are strictly enforced (Article 25). […]
30. […] In all societies there is a risk of flagrant forms of forced labour, where both the individual victims and the individual perpetrators of forced labour can be identified. In such cases the offenders must be punished as criminals with the full force of the law. The victims [of forced labour] must be assisted through law, policy and programmes, and provided with the appropriate rehabilitation and work with adequate remuneration.
[ ………. ]
And to especially emphasise once again
@ p. 6 - Box 1.1
Identifying forced labour in practice
Lack of consent (involuntary nature of) work (the "route into" forced labour)
● Birth/descent into "slave" or bonded status
● Physical abduction or kidnapping
● Sale of person into the ownership of another
● Physical confinement in the work location - in prison or private detention
● Psychological compulsion, i.e. an order to work, backed up by a credible threat of a penalty for non-compliance
● Induced indebtedness (by falsifying of accounts, inflated prices, reduced value of goods or services produced, excessive interest charges, etc.)
● Deception or false promises about types and terms of work
● Withholding and non-payment of wages
● Retention of identity documents or other valuable personal possessions
Menace of a penalty (the means of keeping someone in forced labour) Actual presence or credible threat of:
● Physical violence against worker or family or close associates
● Sexual violence
● (Threat of) supernatural retaliation
● imprisonment or other physical confinement
● Financial penalties
● Denunciation to authorities (police, immigration, etc.) and deportation
● Dismissal from current employment
● Exclusion from future employment
● Exclusion from community and social life
● Removal of rights or privileges
● Deprivation of food, shelter or other necessities
● Shift to even worse working conditions
● loss of social status
|