[ Enthoben direkt aus der
aktuellen Ausgabe der WAZ –
Westdeutsche Allgemeine Zeitung ]
[
"Arbeitszwangserziehung“ – "Fürsorgeerziehung“
(FE) – "Freiwillige Erziehungshilfe“ (FEH) –
"Arbeitstherapie“ – "Heimerziehung“ –
"Erziehungsanstalt" – "Verwahrlosung“ –
"verwahrlost" – "Verwahrloste" –
"Verwahrloster" – "Bewahrungsgesetz" –
"Bewahrung“ – "Verwahrung" –
"Beugehaft" – "assozial" –
"Gewahrsam" – "Arbeitserziehung" –
"Schutzbefohlene" – "Schutzbefohlener" –
"Schutzhaft" – "Insasse" –
"Insassen" – "Waise“ - "Waisen"
- "Fürsorgehäftling" – "schwererziehbar"
– "Schwererziehbare" – "Jugendwohlfahrt"
– "Findling“ -"Findlinge" -
"Waisenhaus" – "Jugenwohlfahrtsgesetz" –
"Mädchenheim" – "Burschenheim" –
"Jugendamt" – "Jugendämter" –
"Geschlossene Unterbringung" –
"Jugendwohlfahrtsgesetz" –"Ehemalige
Heimkinder" – "Heimkinder-Ueberlebende" -
"ward of the state“ – "wards of the state"
– "care-leavers-survivors“ ]
Arbeit in der Nähstube - damals
Alltag für viele der jungen Frauen
im Haus Elim.
Stundenlang standen die Mädchen
am Bügelbrett - ohne Lohn. (Fotos:
Neukirchener Erziehungsverein)
veröffentlicht
[ Donnerstag ] 16.02.2006
Verschlossene
Gesellschaft
Pastor Hans-Wilhelm
Fricke-Hein.
UNTERSUCHUNG
/ Ehemalige Heimkinder erzählen: Neukirchener
Erziehungsverein will eigene Geschichte aufarbeiten.
GABI GIES
"Ja, es hatte etwas von
Zuckerbrot und Peitsche. Aber ich war jung, ich hatte das Gefühl
das ist so, das macht man so." Wenn Hanna Diederichs heute
rückblickend von ihren Anfängen in den 60er Jahren als
Erzieherin im Mädchenheim Haus Elim in Neukirchen-Vluyn
erzählt, geschieht das mit grosser Offenheit. Ehrlich
zeichnet sie ein Bild vom "Strafkämmerchen", in das
sie und ihre Kolleginnen Mädchen nach "eklatantem
Fehlverhalten" schon mal bis zu sechs Tagen wegschlossen.
Schildert das "Olympiakleid", jenes Kleidungsstück
mit Ringen im Stoff, das statt der privaten Kleidung wie ein
Büßergewand bis zu sechs Wochen seine Trägerin als
Ausreißerin an den Pranger stellte.
Tatsachenberichte
aus einem dunklen Kapitel kirchlicher Vergangenheit, das derzeit
durch ein "Spiegel"-Buch wieder öffentlich Wellen
schlägt. Und Fragen nach Schuld und Verantwortung stellt. Es
gebe nichts zu beschönigen, so der Direktor des Neukirchener
Erziehungsvereins, Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein. Der
Erziehungsverein als Träger des Heims könne nicht die
Verantwortung für damalige gesellschaftliche Realitäten
übernehmen, aber er bekenne sich zu dem, was im pädagogischen
Alltag passierte. "Manche Dinge sind erklärbar und
entschuldbar, für andere schämen wir uns und bitten um
Entschuldigung."
Was ist eigentlich
passiert?
"Schläge im Namen des Herrn",
heißt das druckfrische Buch des "Spiegel"-Redakteurs
Peter Wensierski, das seit zwei Tagen auf dem Markt ist und bei
Trägern evangelischer und katholischer Heime wie Diakonie und
Caritas bereits vorab für Aufregung gesorgt hatte. In dem
Buch lässt der Journalist ehemalige Heimkinder zu Wort
kommen, die von Ausbeutung, von Misshandlungen –
körperlicher und seelischer Art – berichten. Soweit
bekannt und auch von ehemaligen Bewohnern bestätigt, sei in
den Einrichtungen des Erziehungsvereins keine systematische
körperliche Gewalt oder sexueller Missbrauch angewandt
worden, so Fricke-Hein.
Und dennoch wolle sich der
Erziehungsverein nicht nur als Mitglied des Diakonischen Werkes,
sondern vor allem als freier Träger der Kinder- und
Jugendhilfe der Verantwortung stellen: "Wir wollten der Frage
nachgehen, was eigentlich bei uns in diesen Jahren passiert ist",
beschreibt der Direktor den eingeschlagenen Weg. Der
Erziehungsverein beauftragte die freie Journalistin Irene
Dänzler-Vanotti mit ehemaligen Heimbewohnerinnen über
ihre Erfahrungen zu sprechen.
Die Recherche sei nicht
einfach gewesen, so die Journalistin: "Mädchen, die
frustriert waren, haben die Kontakte zu ihren alten Erzieherinnen
abgebrochen." Erst über eine ehemalige Heimleiterin,
fand sie schließlich Gesprächspartnerinnen, die bereit
waren, über ihre Zeit in Haus Elim in den 60er und 70er
Jahren zu sprechen. "Das mag das Bild verzerren", sagt
Dänzer-Vanotti.
Anderseits, so Carola Kuhlmann,
Professorin für Erziehungswissenschaften an der evangelischen
Fachhochschule Bochum, habe es immer dieses Doppelgesicht einer
Heimerziehung gegeben, die sowohl entwürdigend als auch
liebevoll sein konnte. Und die man immer auch im
gesamtgesellschaftlichen und politischen Zusammenhang betrachten
müsse. Kuhlmann kritisiert das Buch Wensierskis in diesem
Zusammenhang deshalb als "undifferenziert", weil dort
"nur Verbrechen fokussiert werden". Für ein
realistisches Bild müssten beide Seiten gezeigt
werden.
"Wenn Sie mich zehn Jahre früher gefragt
hätten, wäre ich noch viel wütender gewesen",
hat Hildegard T. Der Journalistin Dänzler-Vanotti erzählt.
Wütend auf das Neukirchen-Vluyner Mädchenheim, auf die
Schwestern, die Erzieherinnen, auf alles was sie dort von 1958 bis
1960 als Teenager erlebt hat. Inzwischen ist ihre Wut weitgehend
verraucht. Sie sei hier – im Gegensatz zu anderen Heimen –
nicht geschlagen worden.
Vergitterte Fenster,
verschlossene Türen
Ein System von Lob und Strafe
bestimmte den Alltag der Mädchen und Frauen zwischen 14 und
21 Jahren, die im Haus Elim mit vergitterten Fenstern und
verschlossenen Türen wie in einem Gefängnis lebten. Wer
beim Essen sprach, wurde bestraft und zum Spülen eingeteilt.
Urlaub, Fernsehen und Geld für Süßes und andere
Kleinigkeiten konnte man durch gutes Benehmen "verdienen".
Geld
für tägliche Arbeit in Wäschrei, Nähstube,
Bügelsaal, Gärtnerei oder Küche gab es nicht. In
der Freizeit wurde Völkerball gespielt, musiziert oder es
wurden Vorführungen für Feiern einstudiert.
Auch
Hanna Diederichs hat der Journalistin für ihre Recherchen
Rede und Antwort gestanden. Viele Dinge von damals scheinen ihr
heute unbegreiflich. Sie habe immer wieder mal Gespräche mit
Ehemaligen, die ihre Jahre später wütend und
vorwurfsvoll begegneten, sagt Diederichs. Ob sie glaubt sich
entschuldigen zu müssen? Die Pädagogin überlegt.
"Nein, das glaube ich nicht.“ Viel eher müsse sie
Verständnis haben, und das habe sie auch. "Aber was mich
erschreckt, ist, dass ich damals überzeugt war, dass es
richtig war."
AKTENEINSICHT
Auch von
offizieller Seite wird eingeräumt, dass es in evangelisch
getragenen Heimen in den 50er bis 70er Jahren Missstände
gegeben habe. "Dazu stehen wir", so der
Diakonie-Präsident Pfarrer Jürgen Gohde.
Das
Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland empfiehlt
seinen Mitgliedseinrichtungen, dem Beispiel des Neukirchener
Erziehungsvereins zu folgen und sich mit der eigenen Geschichte
dieser Jahrzehnte auseinanderzusetzen. Der Erziehungsverein will
zudem früheren Heimkindern in Zusammenhang mit
Misshandlungsvorwürfen Akteneinsicht gewähren.
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[ Enthoben aus dem Internet
@
http://www.rp-online.de/public/ article/regional/niederrheinnord/ moers/nachrichten/neukirchen-vluyn/384966
]
[
"Fürsorgeerziehung“ (FE) – "Freiwillige
Erziehungshilfe“ (FEH) – "Kinder- und
Jugendhilfe" – Erziehungswissenschaften –
Pädagogik – Sozialpädagogik – Heilpädagogik
– Pädagoge –Pädagogen –
Heimerziehungsforschung – "Heimkinder-Ueberlebende"
- "ward of the state“ – "wards of the state"
– "care-leavers-survivors“ – Heim –
Heime – Erziehungsverein – Heimerziehung - "Verein
zur Erziehung armer, verlassener und verwahrloster Kinder in
Familien" – Neukirchener Erziehungsverein –
Evangelische Fachhochschule für Sozialpädagogik –
Diakonin – Erzieherin – Diakon – Erzieher –
Diakonischen Werk – Evangelischen Kirche im Rheinland ]
Ursula von der Leyen wurde von Pastor Hans-Wilhelm Fricke-Hein im Haus Elim begrüßt. Foto: Dieker
erstellt
am: [ Samstag ] 09.12.2006
Neukirchen-Vluyn
Die Vergessenen
finden
Von
Christian SCHROEDER
(RP)
Advent ist die Zeit des Wartens auf einen angekündigten
König. Doch er wird in die Bedeutungslosigkeit hinein
geboren, wie heute viele Kinder, denen die Stiftung des
Erziehungsvereins hilft.
Wer Gott sucht, findet ihn
nicht auf einem Thron oder in einem Palast. "Sondern bei
denen, die keine Bedeutung haben", so Pfarrer Hans-Wilhelm
Fricke-Hein. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Neukirchener
Kinder- und Jugendhilfe schloss mit seiner Andacht den Kreis
zwischen Stiftungskampagne und der Zeit, in der wir uns gerade
befinden: Advent bedeutet das Warten auf den angekündigten
Heiland. Aber er wird nicht in einem Palast geboren, sondern in
der ärmlichen Krippe zu Bethlehem.
Die Verlorenen,
Bedeutungslosen unserer Zeit – das sind vor allem Kinder,
die ohne jede Perspektive in diese Welt hinein geboren werden.
"Sie verkümmern vom Anfang ihres Lebens an, wenn ihre
Eltern selbst mit Problemen überfordert sind", hielt
Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen vorgestern [Donnerstag
den 07.12.2006] beim Abschluss der Stiftungskampagne in
Neukirchen-Vluyn fest. In den ersten Wochen, Monaten und Jahren
eines Lebens werden Weichen gestellt, zitierte die Besucherin die
Forschung. Hier entscheidet es sich, ob ein Mensch gesunde Neugier
und Zuversicht entwickelt oder Angst und
Aggression.
Vorbildliches Engagement
"Der
Neukirchener Erziehungsverein hilft auf Grundlage seines
christlichen Menschenbildes und dem Leitbild 'Kein
Kind darf verloren gehen' diesen
jungen Menschen", hielt von der Leyen fest. Die
Ministerin weiß: Ohne Spenden hätte den Kindern nicht
geholfen werden können. Auch Pastor Fricke-Hein sieht es ganz
realistisch: "Die Arbeit kostet Geld. Denn sie ist wertvoll."
Und zwar schon wertvoll, wenn sie dazu beiträgt, "wenigstens
ein einziges Kind zu retten oder retten zu hilft", wie
Andreas Bräm, der Gründer des Erziehungsvereins, es vor
160 Jahren ausgedrückt hat.
Der Hauslehrer
Bräm
und die Familienministerin sind übrigens in ganz besonderer
Weise miteinander verbunden: Als der Schweizer Pfarrer und
Pädagoge nämlich in den 1840er Jahren an den Niederrhein
kam, war sein erster Arbeitgeber – die Familie von der
Leyen. Bräm arbeitete als Hauslehrer bei der Industriefamilie
in Krefeld. Somit schloss sich vorgestern [Donnerstag den
07.12.2006] ein weiterer Kreis.
@
http://www.neukirchenr.de/include/4_0.html
Neukirchener Erziehungsverein
Über
uns
Wenn der Neukirchener Erziehungsverein weit über
die Grenzen des Niederrheins und sogar der Bundesrepublik bekannt
ist, dann liegt das vor allem am >
Neukirchener Kalender
.
Der 1890 erstmals erschienene bekannteste Andachtskalender in
deutscher Sprache wird Jahr für Jahr von inzwischen über
einer Millionen Menschen gelesen. In die Vorgeschichte des
Kalendars gehört der Neukirchener Pfarrer >
Andreas Bräm
,
der 1845 zusammen mit Mitgliedern des Kirchengemeinderates,
Bürgermeister Gustav Haarbeck und weiteren engagierten
Bürgerinnen und Bürgern eine Bürgerinitiative zur
Rettung von Kindern gründete, den "Verein zur Erziehung
armer, verlassener und verwahrloster Kinder in Familien“.
Zu
Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Neukirchener Erziehungsverein
zusammen mit seiner Tochter, dem >
Paul Gerhardt Werk
in Berlin und Brandenburg, ein differenzierter Hilfeverbund mit
1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in neun Bundesländern.
Schwerpunkt der Arbeit ist die >
Kinder- und Jugendhilfe
.
Doch die Hilfe für > behinderte
und > alte
Menschen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das >
Neukirchener Berufskolleg
– Evangelische Fachhochschule für Sozialpädagogik
zur Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern – ist
integraler Bestandteil des Erziehungsvereins, ebenso die
berufsbegleitende > Ausbildung zur Diakonin und zum Diakon
.
Der
Neukirchener Erziehungsverein ist als freier Träger Mitglied
im > Diakonischen Werk
der > Evangelischen Kirche im
Rheinland .
Der Erziehungsverein hat die Rechtsform eines altrechtlichen
Vereins. Präses des Aufsichtsrates ist Dr. Jürgen
Müller. Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins und
Vorsitzender der > Geschäftsführung
ist Hans-Wilhelm Fricke-Hein.
@
http://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_von_der_Leyen
Ursula
von der Leyen [ spricht auch fließend
Englisch ! ]
Ursula
Gertrud von der Leyen geb. Albrecht (* 8. Oktober 1958 in Brüssel)
ist eine deutsche
Politikerin
(CDU).
Sie ist seit 2005
Bundesministerin für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend
und war von 2003
bis 2005 Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und
Gesundheit des Landes Niedersachsen.
[
Weitere, umfangreiche Informationen zur Person von Ursula von
der Leyen @ http://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_von_der_Leyen
und den vielen dort angegebenen Links. Siehe ganz besonders auch,
den dort angebenenTAZ-Artikel, vom 03.03.2003, "Die
Supermutterpowertochter" @
http://www.taz.de/pt/2003/03/03/a0121.1/text
]
Ursula
von der Leyen MdB (CDU), jetzt (seit November 2005),
als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend:
http://www.bmfsfj.de/Kategorien/ Ministerium/ministerin-persoenlich.html.
Siehe auch „Von der Leyens gedankliche Entgleisungen...“
@ http://www.leitkultur-humanismus.de/entgleisungen.htm
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